Seitdem in NRW mehrere Fälle von Schweinepest aufgetreten sind, wird das Schwarzwildproblem immer mehr öffentlich diskutiert. Im Kreisgebiet von Aachen, das an den Nationalpark Eifel grenzt, scheint nun die Sache zu eskalieren.
Hier prallen die Interessen besonders hart aufeinander.
Die Nationalparkverwaltung möchte einen möglichst naturnahen Nationalpark, ohne große jagdliche Aktivitäten.
Hohe Wildschäden machen viele Reviere unverpachtbar, was die Frage der Bejagung nach Ablauf der Pacht aufwirft, von dem Ausfall der Jagdpacht einmal abgesehen.
Unter den Landwirten macht sich Panik breit, wenn sie daran denken, was passiert, wenn in den Mastbetrieben des Niederrhein die ersten Fälle von Schweinepest gemeldet werden.
Doch einige Jagdpächter scheinen sich weiterhin um diese Probleme wenig zu scheren. Jagdpächter ohne nennenswerte Wildschadensprobleme kirren nach wie vor, als ob es weder eine Schwarzwildüberpopulation noch Schweinepest gibt. Nun ist gegen Kirrungen nichts einzuwenden, wenn der Jagdpächter ordentlich Strecke macht.
Doch ein Jagdpächter scheint nun den Zorn der Behörden auf sich gezogen zu haben:
Dieser Jagdpächter bringt es in seinem Revier auf sage und schreibe 16 (!) Kirrungen und wohnt noch nicht einmal am Ort! Damit aber 16 Kirrungen auch immer beschickt sind, wurden mittels Zeitschaltuhr Futterautomaten installiert!
Nun fragt man sich, wie ein Jagdpächter an 16 Kirrungen gleichzeitig die Jagd ausübt und was das alles noch mit der Jagd zu tun hat.
Mittlerweile sehe ich die Ursachen in der Schwarzwildüberpopulation nicht nur durch gestiegenen Maisanbau, Zunahme der Naturverjüngung und milden Wintern begründet.
Es scheint in der Jägerschaft immer noch ein Tabu zu sein, das Thema Überhege anzusprechen.
Immer noch gibt es zahlreiche Jagdpächter, die das Anpachten einer Jagd dazu nutzen, sich zum selbsternannten Zoodirektor aufzuschwingen, anstatt die Jagd auszuüben.
Da wird dann ein Jagdaufseher eingestellt, der nicht jagen darf, dafür aber die Funktion des Tierpflegers übernimmt. (Wildtiere füttern und Spaziergänger verjagen)
Gegenüber Jungjägern, wenn man sie überhaupt jagen läßt, wird mit Abschüssen gegeizt, als ob es nächstes Jahr kein Wild mehr gibt.
Es wird allerhöchste Zeit, dass die Jagdgenossenschaften Sonderkündigungsrechte bei nachweislicher Überhege in die Jagdpachtverträge einbauen! (Bei Nichterfüllung des Abschußplanes in zwei aufeinanderfolgenden Jahren hat der Verpächter das Recht der vorzeitigen Kündigung des Pachtvertrages)
Bei solchen Zuständen, wie sie in diesem Revier angetroffen werden, braucht man sich nicht wundern, wenn bei Besprechungen von Landwirten, Jägern und Behörden bei den Ministerien zur Bekämpfung der Schweinepest nur vollmundige, aber wenig greifbare Versprechungen der stärkeren Bejagung herauskommen.
Eine klares Verbot des Kirrens in den schweinepestgefährdeten Gebieten wird nicht ausgesprochen, was beweist, dass die Menge der "Zoodirektoren" unter den Jagdpächtern immer noch groß ist.
Da wirkt es fast wie Hohn, wenn dem Jagdpächter ein Bußgeld in Höhe von 3.000,00 Euro droht, aber Landwirte mit Millionenschäden beim Ausbruch der Schweinpest rechnen müssen.
Von der Schwarzwildmast an 16 Kirrungen mittels selbstgebauter Futterautomaten in einem Revier in der Nähe von Aachen berichtet das Onlinemagazin der Aachener Nachrichten:
Streit um Wildschweine in der Eifel: Anlocken und dann erschießen?
Dedenborn. Wildschweine sind in aller Munde, und dabei handelt es sich nicht um Kochrezepte. In der Nordeifel sorgt das in großer Zahl vorkommende Schwarzwild für Ärger und erregte Debatten. Die Kreisjägerschaft und die Nationalparkverwaltung sind sich nicht grün.
Einige der Protagonisten auf beiden Seiten werden in diesem Leben gewiss keine Freunde mehr.
Angst um Bestände
Die Jagdpächter haben wegen der Nähe zum Nationalpark Angst um ihre Wildbestände. Die Kommunen haben Angst, dass sie wegen rückläufiger Wildbestände in den Revieren in Zukunft Schwierigkeiten bei der Verpachtung selbiger bekommen könnten. Die Landwirte sind längst sauer, beklagen die enormen Wildschäden und fürchten den Ausbruch einer Schweinepest.
Umstrittene Kirrungen
Immer mehr Bewohner der Eifeldörfer werden allmählich sauer, weil die Tiere auf Nahrungssuche bis in ihre Gärten kommen und dort aus dem sorgsam gepflegten Rasen in Windeseile einen Acker machen.
Der Umweltminister dieses Bundeslandes produziert, wie berichtet, einiges an Action, um die Schwarzwild-Populationen nicht nur einzudämmen, sondern auch zu kontrollieren, ob sich Forstbeamte und Jäger an seine Auflagen halten.
Als eine Möglichkeit, genügend Wildschweine vor die Flinte zu bekommen, gilt das so genannte Kirren. Bei solchen Kirrungen werden die nachtaktiven Tiere mit Mais angelockt. An diesen Kirrungsplätzen sollen die Jäger und Revierpächter Gelegenheit haben, die Bestände zu dezimieren, am besten in hellen Vollmondnächten. Man will schließlich sehen, worauf man schießt.
Und während eine Fraktion auf diese Art der Wildschweinjagd schwört, lehnt eine andere, ebenfalls große Fraktion sie als kontraproduktiv ab.
Marke Eigenbau
Weil angeblich nie so viele Wildschweine erlegt werden können wie an den Kirrungsplätzen auftauchen, müsse davon ausgegangen werden, dass viele Bachen sich trotz eines so langen Winters wie diesem einen Speckvorrat anlegen können, der sie stark und gesund in die Vermehrungsphase gehen lässt: viele gesunde und starke Frischlinge, viele Wildschweine, keine Lösung des Problems.
Welche Auswüchse das treiben kann, ist jetzt in einem privaten Jagdrevier bei Dedenborn bekannt geworden. Der Pächter, angeblich kein Bewohner der Nordeifel, hat dort 16 Kirrungsplätze auf einem relativ kleinen Areal angelegt, alle in Schussweite der Ansitze.
Auch ist dort Mais gebunkert, der mit einem Futterautomaten Marke Eigenbau durch die Koppelung mit einer Zeitschaltuhr unters schweinische Volk gebracht wird.
Die Tiere kommen angeblich in reichlicher Zahl, und sollten die Essenzeiten nicht eingehalten werden, statten sie Hausgärten in der Umgebung ihren Besuch ab und führen sich dort auf - wie Schweine eben. Dieser Fall ist mittlerweile bei der Unteren Jagdbehörde des Kreises Aachen aktenkundig und von der Pressestelle bestätigt.
Situation dokumentiert
Eine Mitarbeiterin der Behörde hat sich die Situation mit einem der erbosten Anwohner gemeinsam vor Ort angeschaut und sie dokumentiert. Der Jagdpächter wird jetzt angeschrieben und muss binnen zweier Wochen erklären, was er sich dabei gedacht hat.
Denn, sowohl die 16 Kirrungsplätze als auch der Futterautomat sind wohl kaum mit der Fütterungsverordnung für Wildtiere unter einen Hut zu bringen und nicht im Sinne des Erfinders.
Sollte dem Jagdpächter keine gescheite Erklärung einfallen, wird er sich wegen einer Ordnungswidrigkeit verantworten müssen. Das Ordnungsgeld kann bis zu 3100 Euro betragen.
Am 13. 2. berichtet die gleiche Zeitsachrift, dass die Jagdbehörde ihre Anschuldigung zurückzieht, das der Pächter offenbar nur vier Kirrungen betreibe, von welchen aber drei beanstandet würden.
AntwortenLöschenDieses Beanstanden muss aber kein übermäßiges Ausbringen von Futter sein, es genügt zur Beanstadung bereits das 4-5 Maiskörne neben der Abdeckung liegen.
Als ist die Jagdbehörde und die zeitung einer gezielten Falschinformation des Überprüfenden ( Förster?) aufgesessen.
Weshalb die Situation in der Eifel dezeit eskaliert und weshalb Privatpächter derzeit von der Förtserschaft gerne als potentielle Schwerverbrecher dargestellt werden, dazu müßte man schon etwas tiefer recherchieren.
Z.B. : http://www.wildundhund.de/forum/viewtopic.php?p=1037922#1037922