11.1.09

"Mörder" schmerzt mehr als Sachschaden

Die Jagd in Baden-Württemberg gilt als "volksnah". Man bemüht sich, die Jagdbögen an Ortsansässige zu verpachten und wünscht sich Jagdpächter, die einen guten Umgang mit der Bevölkerung pflegen. Das Verpachten an reiche Städter ist im Ländle verpönt.
Dadurch ist die Jagd in Baden-Württemberg weitestgehend in der Bevölkerung akzeptiert. Ausgerechnet dort trifft es die Jagdpächter einer Niederwild besonders hart. Nicht nur das Hochsitze zerstört wurden, auch die Aufschrift Mörder wurde auf die zerstörten Hochsitze gesprüht.

Immer wieder greifen militante Jagdgegner zu Gewalt, in dem sie Jagdeinrichtungen zerstören, auch wenn sie bis heute dadurch keine höhere Akzeptanz in der Bevölkerung erzielten konnten.

Ein schwacher Trost bleibt: Je größer die Sachzerstörung der militanten Jagdgegner, desto weiter entfernen sie sich von der Gesellschaft und selbst Kritiker der Jagd wenden sich von ihnen ab.
Vielleicht finden sich einige Helfer in der umliegenden Jägerschaft, die den beiden Jagdpächtern bei der Schadensbehebung behilflich sind, damit zum Beginn der Bockjagd die Hochsitze wieder stehen.


Ein trauriges waidmannsheil

Euer

stefan



Über die Zerstörung der Jagdeinrichtungen berichtet das Onlinemagazin der Rhein-Neckar-Zeitung:

"Mörder" schmerzt mehr als Sachschaden
von Tim Kegel

Waibstadt.
"Bei euch stirbt manches Reh noch eines natürlichen Todes" habe ein befreundeter Forstmann kürzlich zu Heinrich und Manfred Himmelhan gesagt. Und meinte damit den besonnenen Umgang der beiden Jäger mit dem Wild. Andere sahen dies jetzt offenbar anders. Fünf Hochsitze im Jagdrevier der Himmelhans wurden von einem oder mehreren Unbekannten zerstört. Die Überbleibsel ziert in tiefdunkelroter Farbe die Aufschrift "Mörder".

"Da fielen wir aus allen Wolken." Beunruhigend für das Pächterduo ist, dass der Täter wiederkam. Es war der Morgen des ersten Weihnachtsfeiertags, als Heinrich Himmelhan einen zerstörten Sitz fand, Leiter und Sprossen abgesägt. Was man "gerade noch als Lausbubenstreich" hätte annehmen können, bekam einige Tage später einen anderen Anstrich: Als Himmelhan am vergangenen Samstag erneut die kaputte Kanzel in Augenschein nahm, da fiel ihm die Aufschrift "Mörder" auf – mit Schablone und Sprühfarbe aufgebracht. Keine zwei Tage sollten ins Land ziehen, bis der Täter wieder zuschlug. Am Montag stieg die Zahl der zerstörten Sitze auf fünf, zweimal kam wieder die Schablone zum Einsatz. Himmelhans erstatteten Anzeige wegen Sachbeschädigung. Geschätzter Schaden: Zwischen 2500 und 3000 Euro. "Du schaffst ja ewig bis so ein Sitz steht", schildert Manfred Himmelhan. Eine Belohnung bei Ergreifung des Täters ist ausgesetzt.
Spurensuche vergeblich: Kein Sohlenabdruck, kein Reifenprofil. "Nichts zu finden", in jenem von Spaziergängern, Joggern und allerlei Freizeitvolk rege frequentierten Revierbereich zwischen östlichem Ortsrand und Adersbacher Buckel. Zeugen haben sich keine gemeldet.

Am Esszimmertisch von Heinrich Himmelhan. "Wer macht sowas?" lautet jetzt die Frage, die sich die beiden Cousins stellen. Zwar versuchen die Waidgenossen "cool zu bleiben", sich "die Freude an der Jagd nicht nehmen" zu lassen. Doch es nagt im Hinterstübchen. "Militante Jagdgegner" vermutet Manfred Himmelhan. Heinrich Himmelhan beunruhigt, dass allein Hochsitze im eigenen Revier zerstört wurden. "Hat’s da jemand gezielt gegen uns?", macht sich der 54-Jährige Sorgen, oder soll "ausgerechnet hier" und ganz allgemein "ein Zeichen gegen die Jägerschaft gesetzt werden?"

"Seit 40 Jahren" ist das Pachtrevier großes Projekt, Leidenschaft und Augapfel der beiden, von Mitpächter Herbert Diehm und ihrer zwei Mitjäger: "Da war nie was, kein Streit, kein Ärger, nix." Mit Landwirten, Reviernachbarn, Freizeit-Waldnutzern sei man – Waibstadt ist klein, verwandtschaftliche und freundschaftliche Bande ausgeprägt – sogar "vorzeigemäßig gut gestellt", werde im Gegenteil "oft und empört" auf die Zerstörungen angesprochen.

Die Enttäuschung ist jedenfalls groß im Hause Himmelhan: Dem "Gleichgewicht in der Natur" wolle man jedenfalls "nur Gutes", lasse "Wild lieber weiterziehen", als es "auf Biegen und Brechen zu schießen", kenne "fast jedes Reh, fast jede Sau und jeden Baum." Selbst eine von Nichtjägern oft kritisierte Treibjagd habe es in dem Revier dieses Jahr nicht gegeben. Zu guter Letzt hätten die zerstörten Kanzeln am Feldrand ihren Haupteinsatzzweck bei der spätsommerlichen, "staatlich gewollten Schwarzwildbejagung zu Vermeidung von Wildschäden" gehabt.

"Eine ganz hinterhältig-feige, linke Tour" sei die Aktion, ärgert sich Manfred Himmelhan. Es sei "einfach nicht fair, Meinungsunterschiede so auszudrücken."

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