Die Meldungen in den Tageszeitungen über die illegale Jagd von Greifvögeln am Niederrhein bringt die Jägerschaft mehr und mehr unter Beschuß in den Medien. Die mühsame Öffentlichkeitsarbeit der Jagdverbände scheint einen herben Rückschlag erhalten zu haben.
Zwar mag es aus Sicht von Jagdpächtern von reinen Niederwildrevieren verständlich zu sein, Beutegreifer kurz zu halten. Auch kann man Brieftauben- und Geflügelzüchter verstehen, wenn sie Wut auf Greifvögel haben, die sich insbesondere in Notzeiten an ihrem Geflügel vergreifen. Aber die Gesetzte sind bei allem Verständnis einzuhalten!!!
Die Jagdpächter der Niedewildreviere unterliegen im übrigen einem Irrtum, wenn sie glauben, dass die Reduktion der Greifvögel den Besatz des Niederwildes hebt.
Solange wir Menschen nicht bereit sind, Brachflächen als Ausgleich für deckungsarme Agrargroßflächen anzulegen, wird sich am Verschwinden des Niederwildes nichts ändern. Selbst die Legalisierung des Greifvogelabschusses würde das Problem des geringen Niederwildvorkommens nicht ändern.
Über den Beweis, dass nicht die Bejagung der Beutegreifer zum Anwachsen der Niederwildbesätze führt, sondern dass nur deckungsreiche Brachflächen die Niederwildbesätze anwachsen lassen, berichtete bereits das Jagdblog unter: "Straßenbauruine als idealer Standort für eine hohe Rebhuhnpopulation"
Der Weg, den einige Jäger am Niederrhein eingeschlagen haben, ist nicht nur illegal, sondern schlichtweg falsch!
waidmannsheil
Euer
stefan
Über die illegale Greifvogeljagd am Niederrhein berichtet das Onlinemagazin der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung
Greifvögel
Wenn Jäger zu Gejagten werden
Essen.
Viele Greifvögel verenden in illegalen Fallen. Tierschützer schalten Polizei ein. Mit einer Großaktion hatten die Aktivisten jetzt Jagdreviere zwischen Rhein und Weser kontrolliert. Denn besonders im Winter werden Jagdvögel oft selbst zu Gejagten.
Sein weitgeöffneter Schnabel war ein stummer Schrei vor Schmerz: Die Klauen zerquetscht von einem rostigen Fangeisen hatte der braungefiederte Mäusebussard nur noch auf seinen Tod gewartet. Doch, er hatte Glück: Tierschützer vom Bonner „Komitee gegen Vogelmord” retteten ihn vor wenigen Tagen auf dem Gelände einer Fasanerie bei Dormagen. Mit einer Großaktion hatten die Aktivisten jetzt Jagdreviere zwischen Rhein und Weser kontrolliert. Denn besonders im Winter werden Jagdvögel oft selbst zu Gejagten.
Zuletzt war Ende Dezember ein 65-jähriger Jagdpächter aus dem Kreis Düren vom Amtsgericht Aachen zu 4000 Euro Geldstrafe verurteilt worden. Die Vogelschützer hatten in dessen Revier zwischen Januar 2007 und April 2008 insgesamt 66 zumeist an Rattengift verendete Greifvögel entdeckt. Darunter alleine 39 Mäusebussarde und sechs Rotmilane, eine Art, deren Bestand bundesweit stark gefährdet ist. „Er verliert damit seinen Waffen- und den Jagdschein”, zeigte sich Komitee-Sprecher Axel Hirschfeld erleichtert von dem Urteilsspruch. Der ehemalige Landwirt hat aber inzwischen Berufung eingelegt.
Fast 900 Habichte, Sperber, Mäusebussarde und Falken listet die nordrhein-westfälische „Jagdstrecke” 2007/2008 auf. Die Fundbilanz aus den Jagdrevieren zwischen Rhein und Weser soll „Fallwild” aufzählen, also tot aufgefundene Tiere. „Da dürfte auch das ein oder andere illegal gejagte Tier darunter sein”, vermutet Birgit Königs, Sprecherin beim Landes-Naturschutzbund (Nabu).
Bei der Stabsstelle für Umweltkriminalität im Landes-Umweltministerium waren im vergangenen Jahr 22 Fälle ermordeter Greifvögel gemeldet worden, mit 77 toten Tieren. Sie wurden vergiftet, erschlagen oder abgeschossen von Hühnerhaltern, Taubenzüchtern oder Jägern, die um ihre Kleintier- und -Wildbestände fürchten. Axel Hirschfeld sieht solche Zahlen „als Spitze des Eisbergs”. 105 Tiere haben die Bonner Aktivisten 2008 erfasst – „wir gehen davon aus, dass mindestens zehnmal so viele Tiere getötet wurden. Weil letztlich nur die gefunden werden, die der Jäger nicht entdeckt und der Fuchs nicht gefressen hat”.
Greifvögel als Konkurrenz
Tatorte illegaler Jagd auf Greifvögel sind laut Hirschfeld immer sogenannte Niederwild-Reviere; Offene Agrarlandschaften mit wenig Wald- und umso mehr Feld- und Ackerflächen, wie zum Beispiel am Niederrhein. Sie sind Lebensraum von Hasen, Fasanen oder Rebhühnern. Auf die es sowohl Jäger als auch Jagdvögel abgesehen haben. Der Landesjagdverband beklagte jüngst, dass in diesem Winter „erschreckend wenig” Fasane in den Revieren zu finden seien. Die Rede ist von bis zu 60 Prozent weniger als in der vergangenen Saison. Da werden Jagdvögel für einige Jäger zur unliebsamen Konkurrenz.
Verbands-Sprecher Andreas Schneider verweist auf die „Düsseldorfer Erklärung”, mit der auch die Jägerschaft 2006 bekundet hat, dass man Greifvögel künftig verstärkt schützen will. 'Schwarze Schafe' in der Jägerschaft seien aber schwer von ihrem Treiben abzubringen,meint Jäger. Der Verband jedenfalls „kann nur mahnen”.
Der Kauf von Habichtfangkörben ist im übrigen legal, sagt Götz Bernecker, Geschäftsführer eines Unternehmens in Gevelsberg, das Tierfallen herstellt und vertreibt. Preis: 275 Euro. „Wir verkaufen im Jahr vielleicht einen Fangkorb”, meint Bernecker. Ein Warnhinweis im Katalog klärt auf, dass der „nur mit Sondergenehmigung” aufgestellt werden darf. „Bei großen Chemiewerken sind die auch im Einsatz”, sagt Bernecker. Um Rohre und Kabel vor Schnabel- und Krallenattacken zu schützen.
Strafverfahren eingeleitet
Eine solche Genehmigung konnte der Jagdpächter in Düren nicht vorweisen. Dessen Fall im Mai 2003 mit einem illegal aufgestellten Fangkorb auf einem Feld bei Düren-Disternich beginnt, den ein Mitarbeiter der Biologischen Station Bonn entdeckte. In dem massiven Stahlkorb ist Platz für einen Köder – meist eine lebende Taube. Wenn ein Jagdvogel herabstützt, schnappt ein Fangarm mit einem grobmaschigen Netz zu.
Bei ihrer jüngsten Aktion stellten die Vogelschützer, begleitet von Polizisten, insgesamt 28 illegale Fallen in verschiedenen Revieren sicher. Sechs Strafverfahren laufen nun. Ein nächster Prozess läuft derzeit auch: vor dem Amtsgericht Münster. In einem Revier im Kreis Borken hatten Vogelschützer den Sohn eines Jagdpächters gefilmt, wie er eine illegale Falle präpariert. (NRZ)
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