Da ich mich beim Jagdhund-Hilfe-Verein krambambulli e.V. zum Messedienst eingetragen hatte, war ich dieses Jahr gleich mehrere Tage auf der Jagdmesse in Dortmund.
Obwohl der erstmalige Messeauftritt von Krambambulli alle verfügbaren Mitglieder voll in Anspruch nahm und alle Besuchererwartungen weit übertroffen wurden, - hierzu erscheint noch ein gesonderter Bericht - nahm ich mir an mehreren Tagen einige Stunden Zeit, durch die Messehallen zu streifen, bzw. mich schubsen zu lassen.
Eine gewisse Ernüchterung machte sich an den ersten Tagen breit, da die Messe zu Wochenanfang begann und überwiegend von Jägern im Ruhestand besucht wurde. Der Anteil der Jäger, die das 60. Lebensjahr überschritten hatten, war derart hoch, dass man zeitweise an das Ausflugziel einer Busfahrt eines Seniorenstifts erinnert wurde und manchmal vergaß, dass es sich hier um eine "Fachmesse" handelte.
Obwohl die Besucherzahlen zum Wochenende deutlich zunahmen und dann auch viele junge Leute die Messe besuchten, wurde mir nirgendwo sonst die Überalterung der Jägerschaft derart bewusst, wie auf der diesjährigen Messe.
Das Bild in den Hallen prägen weiterhin Jagdreiseveranstalter, die Abschüsse in den entferntesten Winkeln der Erde anbieten und Kleingewerbetreibende mit einem Angebot von Jagdutensilien aller Art.
Eine wirklich echte Messeneuheit ist das Schießkino, bei dem auch jeder Nichtjäger völlig gefahrlos kapitalste Keiler auf einer Leinwand erlegen kann. Das Ganze erfolgt dann noch in Anwesenheit einer großen Menschenansammlung, die den Drückjagdschützen genau beobachtet.
Die Erlegung einer Sau - Video bleibt stehen und zeigt roten Punkt als Treffer- und Fehlschüsse - Video läuft weiter - wird von den Spektanten hautnah miterlebt. Wann hat man schon mal so viel Publikum bei der Drückjagd!
Das Schießkino als werbewirksames Instrument einzusetzen, haben daher vor allem die vertriebsorientierten Printmedien und die Assekuranzen für sich entdeckt. Ob die elektronischen Schießbuden auf den Messeständen zu erhöhten Abschlüssen von Jahresabonnements oder Policen führten, konnte ich nicht in Erfahrung bringen.
Eine echte Wohltat war der Besuch der Halle 3b als zusätzliche neue Ausstellungsfläche. Ein Parcours für Geländewagen, eine große Bühne für Vorstellungen und ein Bogenschießstand gaben der Halle eine Großzügigkeit, die sich von den anderen Hallen mit ihren engen Gassen und Marktständen abhob.
Auch wenn die Zahl der Händler und Kleingewerbetreibenden überwiegt, haben einige Markenartikelhersteller wieder den Weg nach Dortmund gefunden. Im Gegensatz zur Iwa in Nürnberg sind deren Stände aber genauso klein, wie die der Händler, weshalb man insbesondere am gut besuchten Wochenende mehr geschoben wurde, als dass man laufen konnte und sich eher wie auf einem überfüllten Weihnachtsmarkt fühlte, als auf einer Fachmesse.
Zwar heißt die Messe Jagd und Hund, aber fast alle Hallen sind den Jagdausrüstern vorbehalten. Selbst die Halle 8 ist nur dem Namen nach die Hundehalle.
Hier müssen sich die Zuchtverbände die Halle mit einem Autohändler, dem Schießkino eines Jagdmagazins und einem Restaurant teilen. Ganze 9 Quadratmeter stehen jedem Zuchtverband zur Verfügung. Aufgereiht wie Hasenkästen finden dann in den Boxen 2 Hunde und 2 Vertreter eines jeden Zuchtverbandes völlig eingeengt Platz.
Durch die lieblos tapezierten Sperrholzwände konnte man den Eindruck bekommen, der moderne Messebau sei in den letzten 50 Jahren spurlos an den Zuchtverbänden in Halle 8 vorbeigegangen. Zudem befinden sich die Boxen in der einzigen Hallenbucht, die es auf der ganzen Messe gibt. Dadurch hatte man von der Hundeecke keinen Blick auf die Bühne, auf denen die Hundevorführungen stattfanden, der zudem durch das in der Mitte der Halle befindliche Restaurant verdeckt wurde.
Dass die Mitnahme der Hunde in die oft überfüllten und kaum klimatisierten Messehallen deren Geduld auf eine harte Probe stellt und den Hunden der Messebesuch eigentlich nicht zuzumuten ist, weiß jeder, der schon einmal mit seinem Hund auf der Messe war. Inakzeptabel allerdings ist die Situation für die Ausstellungshunde. Der „Löseplatz“ ist viel zu klein und nach wenigen Messetagen derart verunreinigt, dass sich einige Hündinnen an den letzten Tagen strikt weigerten, dort ihr Geschäft zu erledigen. Ein Abharken oder Abstreuen mit Sägespänen unterblieb während der ganzen Messe.
Als ich dann noch - zugegebenermaßen etwas neidvoll - feststellte, dass die Angler eine eigene Halle ganz für sich alleine hatten, fragte ich mich als Hundemann dann doch, ob der Name "Hund" im Messetitel überhaupt noch gerechtfertigt ist, oder es nicht besser wäre, die Messe in "Jagen und Angeln" umzubenennen.
Aber die Hundeleute der Jägerschaft haben wirklich etwas Öffentlichkeitswirksames zu bieten. Dies bewies die Kreisjägerschaft Dortmund. Unter dem Motto: "Wie und was kann ein Junghund lernen?" führten die Hundeobleute der KJS Dortmund in der Halle 4 ihre Ausbildungsarbeit der Junghunde vor.
In nur 30 Minuten zeigten die Hundeführer der Junghunde aus der Kreisjägerschaft nicht nur das bisher Erlernte, sondern den Zuschauern wurde an Junghunden vorgeführt, wie dem Hund in vielen kleinen Schritten das sehr schwierig zu erlernende Kommando "Down" OHNE ZWANG beigebracht wird. Das Erlernen dieses Kommandos und das perfekte Ausführen desselben wurde eindrucksvoll und fehlerfrei von den Junghunden und ihren Führern vorgeführt. Aber nicht nur die Hunde zeigten sich in Bestform, sondern auch die Inszenierung der Vorführung und deren Moderation konnte man als hoch-professionell bezeichnen und ist absolut fernsehtauglich!
Anzumerken ist, dass sich unter den Hundeführern zahlreiche Nichtjäger befanden und sich daher die Arbeit der KJS Dortmund nicht alleine auf die Ausbildung der Jagdhunde für Jäger beschränkt, sondern weit darüber hinaus geht und die KJS Dortmund auch Nichtjägern die ehrenamtliche Arbeit ihrer Hundeausbilder zur Verfügung stellt.
Bleibt zu hoffen, dass noch viele KJS dieser vorbildlichen und öffentlichkeitswirksamen Hundearbeit der KJS Dortmund anschließen.
Fazit:
Für den Jungjäger und Erstbesucher birgt die Messe sicherlich zahlreiche interessante Sehenswürdigkeiten. Für den älteren Jäger hingegen gab nicht wirklich etwas Neues zu sehen.
Ein KJS Vorsitzender, der mit einigen Mitgliedern aus dem Westerwald im Reisebus anreiste, brachte es auf den Punkt: "Die meisten bringe ich direkt zum Bierstand vor dem Landesjagdverband und dort bleiben sie solange, bis ich sie am Abend wieder abhole."
Waidmannsheil
Euer
Stefan
Hallo Herr Fügner,
AntwortenLöschenvielen Dank für den langersehnten Bericht.
Der Messebau auf den Jagdmessen orientiert sich wohl größtenteils an dem Alter der Teilnehmer, und es wird tunlichst vermieden, neue Ideen mit aufzubringen. Es könnte ja eine abschreckende Wirkung auf die Besucher haben.
Weiterhin muss ich auch feststellen, das der Einsatz geeigneter technischer Hilfsmittel sehr schlecht ist, die Mikrofonanlage erlebte die 50er Jahre schon, und die Bildqualität erscheint mir manchmal, wie bei den Anfängen des Fernsehens. Nicht zu Unrecht werden solche Messen als altertümlich und der Wirklichkeit als nicht zugänglich bezeichnet. Ich muss sagen, leider zu Recht.
Mein grösster Kritikpunkt ist aber die Hundeausstellung. Wie sollen Besucher sich ein Bild über die Hundehaltung machen, wenn Sie diese Hundezellen betrachten, die unzumutbaren Luftverhältnisse bemerken und vor allem auch die mangelnde Hygiene an den Futterplätzen sehen.
Seitens der Messeleitung sehe ich einen dringenden Bedarf eine artgerechte Halle einzurichten, die unseren Vierbeiner gerecht wird, Lösungsplätz im Freien, Raum zum Bewegen, u.v.m. Ich überlege schon seit langem warum nicht eine geeignete Messe konzipiert wird, die sich dem Hochleistungsträger Hund widmet mit vielen Freiplätzen, Hundegerechten Boxen, sauberen Futterplätzen, verschont von überlauten Präsentationen. Das eine solche Messe notwendig ist, versteht sich doch von selbst, oder ?
Viele Grüsse,
Uwe R. König