26.6.14

Forstbetriebe in Brandenburg bieten Jungjägern verbilligte Pirschbezirke als Einstieg ins aktive Jagen an


Eine Bankrotterklärung der Jägerschaft an die eigene Nachwuchsarbeit.

Auf seiner Homepage rühmt der Landesjagdverband Brandenburg die aktive Mithilfe der Landesforstbetriebe bei der Jungjägerausbildung. Mit Beginn des diesjährigen Jagdjahres bieten die brandenburgischen Forstbetriebe den brandenburgischen Jungjägern einen verbilligten Pirschbezirk an.                        
Nun ist solch ein Angebot grundsätzlich zu begrüßen, zumal es sicherlich nicht zum primären Aufgabengebiet unserer staatlichen Forstbetriebe gehört, den Jägernachwuchs auszubilden. Insbesondere schon deshalb nicht, weil Jungjäger einen erheblichen höheren Aufwand an jagdlicher Betreuung benötigen, als ein erfahrener Jäger. Dieser Mehraufwand kann durch die Jagdbetriebskosten gar nicht gedeckt werden. Richtigerweise müßte der Staatsforst für eine Jungjägerausbilduung einen erhöhten Jagdsbetriebskostenbeitrag erheben.

Doch als zugereister brandenburger Jäger stelle ich mir schon die Frage, weshalb ausgerechnet der Landesjagdverband Brandenburg diese Aktion mit dem Argument begrüßt, der Einstieg in das aktive Jagen sei nicht immer leicht. Im dichtbesiedelten Nordrhein-Westfalen, wo es viele Jäger und wenig jagdbare Fläche gibt, hätte ich dieser Argumention noch folgen können. Doch dass es in Brandenburg aber zuwenig Reviere und zuwenig jagdbare Fläche gäbe, kann ich als zugereister Brandenburger Jäger nun nicht bestätigen. Auch dem Argument, es gäbe in den brandenburgischen Genossenschaftsrevieren nicht genügend Wild zum Jagen, kann ich ebenfalls nicht folgen.
Richtig ist vielmehr, dass es, ähnlich wie in Mecklenburg-Vorpommern, in keinem anderen Bundesland prozentual so viel jagdbare Fläche gibt, wie in Brandenburg. Tatsache ist auch, dass es nur hier in den östlichen Bundesländern flächendeckend eindeutig viel zu hohe Wildbestände gibt.
In einem entscheidenden Punkt sind die brandenburgischen Jäger den Jägern in Deutschland weit voraus: Bei der hiesigen  Jägerschaft kann man schon nicht mehr von Überalterung sprechen, zutreffender wäre hier vielmehr der Begriff der Vergreisung.

Und hier wird wohl auch der entscheidende Grund liegen, weshalb so viele junge Burschen und Mädels hier in Brandenburg gar nicht erst den Jagdschein machen:
Eine vergreiste Jägerschaft lässt dem Nachwuchs keinen Raum und duldet keine Jungjäger in ihren Revieren. Deshalb müssen nun die Landesoberförstereine herhalten und für die Jagdpächter in die Bresche springen. Der häufigste Grund, den mir junge Menschen hier in Brandenburg nennen, wenn sie  gar nicht erst den Jagdschein machen, ist immer wieder der gleiche: "Ohne Kontakte in die Jägerschaft hat man keine Chance nach der Jägerprüfung auf die Jagd zu gehen."

Das Angebot der brandenburgischen Forstbetriebe, so gut gemeint es auch ist, ändert an der verfehlten Nachwuchsarbeit nichts. Die Nachwuchsarbeit er Jäger in Brandenburg ist ein Trauerspiel. Das Angebot der brandenburgischen Forstbetriebe beweist, dass die Jäger selbst nicht in der Lage sind, ihren Nachwuchs in den eigenen Revieren auszubilden, weil  eine vergreiste Pächterschaft alles Junge, was nachrückt, wegbeißt.

Wenn die Jägerschaft eines der wildreichsten Bundesländern mit einer überdurchschnittlich hohen Wilddichte mit einer überalterten Mitgliederschaft seine Jungjägerausbildung wegen fehlender Jagdmöglichkeiten den staatlichen Forstbetrieben überträgt, so kann hier getrost von einer Bankrotterklärung in der Nachwuchsarbeit sprechen.

waidmannsheil

Euer

stefan

3 Kommentare:

  1. Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Die Interpretation über die verbilligten Begehungsscheine mag im Auge des Betrachters liegen. Gestatte man mir eine andere Sichtweise.
    Das System der Regiejagd, das ist die Vergabe der Begehungsscheine im Landesforst, hat sich in den letzten Jahren als erfolgreich in der Reduktion der angeblich überhöhten Schalenwildbestände erwiesen. Ein Freund von mir hat sage und schreibe, auf einer Fläche von 150 ha 17 Stück Rehwild erlegt. Vor vier Jahren. In den folgenden Jahren dann wie eigentlich üblich ca. 4-6 Stück. Heute hat er seinen Begehungsschein nicht mehr verlängert. " Uninteressant, kein Wild mehr, Jagdruhe und Intervalljagd, Bezahldrückjagd usw...
    Es scheint doch eher so, dass in vielen Bereichen keine Begeher mehr für die Jagdbögen des Landesforstes mehr gefunden werden. Die Jagd im Landesforst ist stellenweise uninteressant geworden.
    Da ich nicht glaube, das dass Land Geld zu verschenken hat, interpretiere ich diese Massnahme eher als Versuch, Jungjägern hier sonst nicht mehr zu vergebene Jagdbögen für kleines Geld schmackhaft zu machen.
    Ausbleibender Jagderfolg wird dann dem noch nicht vorhandenen Können der Jungjäger zugeschrieben.
    Seid Jahren setzte ich mich für den Anschluss von Jung- und zugezogenen Jägern ein und kann dies auch als meist erfolgreich bezeichnen. Mangelnde Jagdmöglichkeit für engagierte Jäger in Brandenburg generell zu thematisieren halte ich für falsch.
    Ru. He.

    AntwortenLöschen
  2. Lieber anonymer Beitragsschreiber,

    es ist wohl unstrittig, dass es einige Förster bei der Schalenwildbejagung übertreiben. Doch man muss auch anerkennen, dass eine strickte Schalenwildbewirtschaftung im Gegnsatz zum Hegekult die Verjüngung des Waldes vielerorts in den letzten 20 Jahren überhaupt erst möglich machte. Dies wiederum führte zu der Versiebenfachung unserer Schalenwildstrecken in den letzten 30 Jahren.

    In einem Gespräch mit einem Jagdpächter dauert es in der Regel keine 3 Sätze und das Thema kommt auf die so furchtbar unter dem Schalenwild wütenden Förster. Pauschal werden ihnen jegliche Kenntnisse einer Schalenwildbewirtschaftung abgesprochen. Die Grundsätze des deutschen Hegegedankens und eine den Waldverhältnissen angepasste Schalenwildbewirtschaftung scheinen absolut unvereinbar.

    Dass ausgerechnet die schlimmsten Feinde der traditionellen Jagd, die Förster, die in der Regel in einem Atemzug mit militanten Tierschützern genannt werden, nun den brandenburgische Jägernachwuchs nun retten sollen, wirkt dann doch recht eigentümlich.

    Man hat bei dieser Aktion des Landesjagdverbandes Brandenburg eher den Eindruck, einen Weg gefunden zu haben, den lästigen Jägernachwuchs beim Forst verklappten zu können, um ohne lästige Kritiker weiterhin seinen nebulösen Hegekult frönen zu können.

    AntwortenLöschen
  3. Das der LJV-Brandeburg ein Verein von Gestrigen ohne Zukunftsorientierung ist, wird er spätestens dann merken, wenn in Kürze der " Verein der preussischen Jäger " in die Öffentlichkeit geht und dann die Interessen der Berliner und Brandenburger Jäger vertreten wird.

    AntwortenLöschen