Welche Bedeutung hat die Bejagung der Füchse auf die Bodenbrüterpopulation?
Wir alle kennen ihn und seinen unverkennbaren Flatterflug. Sein Ruf "kiwitt - kiwitt" gab ihm seinen Namen: Der Kiebitz
Immer wieder kommt es zwischen Jägern und Naturschützern zu heftigen Diskussionen über den Sinn und Zweck der Bejagung von Füchsen. Gerne wird von Jägern behauptet, dass die Bejagung der Füchse schon deshalb notwendig ist, weil schließlich viele Bodenbrüter durch eine hohe Fuchspopulationen in ihrer Existenz bedroht sind. Zumindest meine Beobachtung der Kiebitze aus dem Oderbruch läßt mich an dieser Aussage der Jägerschaft heftig zweifeln.
Bei meinen Ansitzen bei der Jagd in den Bruchwiesen des Oderbruchs habe ich Ende August/Anfang September immer ein Phänomen beobachtet, das ich selbst als den "Flug der Jungkiebitze" bezeichnet habe.
Kurz vor Ende des schindenden Büchsenlichtes, also im letzten Licht, erscheint in dieser Zeit ein Schwarm von mehreren hundert (!) Jungkiebitzen. So wie man es auch bei den Jungstaren zu dieser Zeit beobachten kann, jagen sie in einer Schwarmwolke dicht über die Oderbruchwiesen, wobei sie dabei immer wieder ihr unverkennliches "kiewitt" rufen. Auch ist ihr typischer Flatterflug in der Dämmerung noch deutlich erkennbar.
Scheinbar nutzen die Jungvögel den Schutz der Dämmerung aus, um sich vor Beutegreifern zu schützen, damit sie ungestört das Fliegen üben können und dabei gleichzeitig Flugmuskeln und Lungen stärken können, um für den anstrengenden Flug nach Süden gewappnet zu sein. Es war immer ein fazinierendes Spektakel, wenn die Vögel in einem großen Schwarm auf den Hochsitz zurasten und ihn umkreisten.
Liest man dann, welche aufwendigen Schutzmaßnahmen ergriffen wurden, um einige wenige Kiebitzbrutpaare auf den Kulturflächen zu schützen, kommen einem ob der Sinnhaftigkeit dieser Maßnahmen bedenken, entwickelt sich doch im Oderbruch die Kiebitzpopulation prächtig und das Ganze ohne jegliche Schutzmaßnahmen.
Auch kann ich versichern, dass ich als Jäger keinerlei Maßnahmen getroffen habe, um die Kiebitzpopulation im Oderbruch zu ermöglichen. Von wenigen erlegten kranken Füchsen mal abgesehen, wurde über Jahre kein Fuchs erlegt. Auch meine Vorgängern in der Jagd kannte eine intensive Fuchsbejagung zum Schutz des Niederwildes oder der Bodenbrüter nicht.
Das Oderbruch mit vielen 1.000 ha Bruchwiesen ist ein Traumbiotop nicht nur für Rehwild, Sauen und Bodenbrüter, sondern auch für viele andere woanders längst verschwundene Tier- und Pflanzenarten. Wenn hier einer stört, dann ist es der Mensch Die Kiebitzpopulation zeigt, dass Prädatorenbejagung zumindest in solchen Biotopen zum Schutz der Bodenbrüter überflüssig ist.
Die hohe Kiebitzpopulationen ohne Fuchsbejagung im Oderbruch zeigt aber eines zu deutlich: Die Auswirkungen der Fuchsbejagung auf die Bodenbrüterpoulationen wird von der Jägerschaft völlig überschätzt, die Notwendigkeit der Schaffung großflächiger Biotope von mehreren 1.000 ha hingegen unterschätzt.
waidmannsheil
Euer
stefan