15.9.13

" Vielfach wäre unserer gemeinsamen Sachen schon geholfen, wenn wir uns von einigen schwarzen Schafen trennen würden"



Gastkommentar von Axel Plümacher
Der Gastkommentator ist geschäftsführender Gesellschafer der ammonit keramik Rolf Plümacher GMBH & Co KG, passionierter Jäger seit 1978, Mitpächter eines GJB und seit 30 Jahren Drahthaarführer



Der Gastkommentar von Herrn Steckmann ist mir zu flach, zu polemisch und zu wenig konstruktiv, mit allerdings auch einigen wahren Sachverhaltsfeststellungen.

Ich selber bin Mitpächter der örtlichen Gemeindejagd und gehe auch regelmäßig beim Staat zur Jagd. Ich habe einen Pirschbezirk und nehme an vielen Drückjagden im Osten teil, von Mecklenburg-Vorpommern über Brandenburg bis Sachsen.

Ich habe festgestellt, dass es einige Jagden mit karrieresüchtigen Jagdleitern gibt, bei denen die in Steckmanns Beitrag  geschilderten Szenarien vorkommen, aber in der ganz großen überwiegenden Mehrzahl ist es nicht so. Es wird auf Waidgerechtigkeit Wert gelegt, und auch der vom Land angestellte Berufsjäger bekommt eine Anzeige und wird vor allen Leuten runter gemacht, weil er einen nicht freien Bock geschossen hat. Jägern, die nicht freigegebenes Wild geschossen haben, wird öffentlich mitgeteilt, dass sie mit keiner Einladung mehr zu rechnen haben. Die im Osten sogenannten Pachtjäger oder Feldjäger werden oftmals in den Jagdbetrieb oder Jagdablauf mit eingebunden, weil man weiß, dass nur mit Ihnen zusammen die altehrwürdigen Hegeziele zu erreichen sind. Die von oben angeordnete Freigabe von Rehböcken wird so verpackt, dass jeder Jäger eigentlich verstehen müsste, dass er die nicht schießen soll, er aber auf der anderen Seite dafür nicht belangt werden kann. Usw, usw. 
Wie überall gibt es solche und solche.

Fest steht, und absolut richtig ist die Schilderung des Verhaltens in Sachen Einstellung zur Verbandsarbeit und Öffentlichkeitsarbeit der Mehrzahl der über die Hegeringe und  Landesjagdverbände im DJV organisierten Jäger.

Es wird gejammert und lamentiert, die Schuld bekommen immer “die da oben “. Für diese Verhalten gibt es zahlreiche Gründe, nachvollziehbare und nicht nachvollziehbare, bzw. solche, die tief in die Denke und Einstellung vieler Jäger zur Jagd blicken lassen.

-Jagd darf nichts kosten und muss viel einbringen
-Das Essen beim Schüsseltreiben muss billig sein, aber Bier und Schnaps darf nicht ausgehen
-In meinem gepachteten Jagdbezirk bin ich der einzige, der dort seine  Freizeitaktivitäten nachkommen darf.
-Wer Öl an seine Waffe gießt, ist ganz schön doof, das geht auch ohne.
- wenn das dann so kommt, gehe ich halt nicht mehr zur Jagd
Usw, usw.

Als Mitglied einer Industriesparte die im Regelungsbereich des Bundesimmissionsschutzgesetzes arbeitet und dazu auch noch energieintensiv ist, weiß ich nur zu gut, dass gute Verbandsarbeit sehr, sehr teuer und nebenberuflich nicht zu bewerkstelligen ist.

Wenn vom DJV gute Verbandsarbeit gefordert wird, dann ist diese mit den zur Zeit zur verfügungstehenden finanziellen Mittel nicht zu realisieren.

Gute Verbandsvertreter müssen auch gut bezahlt werden können und derer braucht man viele. Da uns Jägern vielfach und in vielen Sachfragen  der Zugang zu den etablierten Medien verweigert wird, nicht nur in jagdlichen Angelegenheiten die Bevölkerung, und damit die potenziellen Wähler, jeden Bezug zu den natürlichen Lebensgrundlagen verliert, ist die Schaffung einer eigenen großflächigen in die Tiefe gehenden Medienpräsenz unabdingbar. Die Menschen müssen mit Information bombardiert  werden, ob sie es nun hören wollen oder nicht, steter Tropfen höhlt den Stein.

Das ist zwar nun alles Wunschdenken von mir und ich weiß, dass das alles nicht realisierbar ist. Ich bin ja schon froh, dass es unseren Verbänden gelungen ist, gegen vielfachen Widerstand und trotz unzähliger Versuche von verschiedenen Seiten die Jagdmöglichkeiten in der derzeitigen Form zu erhalten. Denn die Mehrzahl der deutschen Jäger ist nicht bereit, die notwendige und aufwendige Verbandsarbeit zu bezahlen.

Selbst die besten Aktionen, verpuffen vollkommen wirkungslos. Da fragen Sie mal die richtigen Werbefachleute, die Ihr Handwerk verstehen und wissen wie die Menschen ticken, da hat Herr Steckmann vollkommen Recht. Viele Menschen haben doch nur eine negative Einstellung zur Jagd, weil sie überhaupt keine anderen Informationen als Antijagdpropaganda der Jagdgegner bekommen. Und die bekommen Sie laufend untergejubelt. Das fängt im Kindergarten an, in der Schule macht der grüne Lehrer weiter, im Fernsehen ein Agitationsbericht nach dem anderen, in der Klatschpresse nur Bilder von vor den Augen der Kinder angeschossenen oder zerfleischten Schmusekätzchen etc. 
Genauso muss die Bevölkerung ständig mit Projagdpropaganda gefüttert werden, aber wie oben schon geschildert, ist das wohl Wunschdenken. Was bleibt ist die reine sachorientierte Arbeit der Jagdverbände und deren Vertreter. Das Ganze verbunden mit der Hoffnung, dass die Volksvertreter, die eher zum jagdfeindlichen Block gehören, Einsicht zeigen und auch offen sind für Argumente, die uns aus dem Ausland geliefert werden. Überall dort, wo im Ausland die Jagd stark eingeschränkt wurde und nach ein paar Jahren immer wieder rückwärts rudert, um den katastrophalen Folgen der Jagdeinschränkungen Herr zu werden, bieten sich Chancen, auf die Politiker einzuwirken. 

Vielfach wäre unserer gemeinsamen Sachen schon geholfen, wenn wir uns von einigen schwarzen Schafen trennen würden, und uns in der Öffentlichkeit von einigen Praktiken zu mindestens distanzieren, oder auch die Akteure massiv angehen würden. 
Einige Beispiele:
“Rekordhirschabschss im Gatter  garantiert bei Vollpension für  € 5000,- zu verkaufen “
“Fasanenjagd, 500 Vögel am Tag garantiert,  € 25 / Fasan “
"Ertragsreiche Jagd zu verpachten, alle Abschüsse inklusive, Abschuss zu verkaufen“
 usw. usw. 
Ich sage nur krank, krank, krank! 

Warum werden in der Jagdpresse immer noch verboten Gegenstände angepriesen? Warum dürfen da einige Firmen auf den Jagdmessen in Deutschland  ihre verbotenen Ausrüstungsgegenstände immer noch anbieten? Weil da die finanzielle Interessen größer sind als die Jagdethik? Wo will denn ein Deutscher Jäger die Dinger aufbewahren, wenn er nicht gerade auf der Auslandjagd ist? Allein der Besitz ist in Deutschland verboten. Und da die Dinger dann auch noch richtig teuer sind, liefern wir den Jagdgegnern noch gleich ein weiteres Argument: 
„Steinreiche Machos scheren sich einen Dreck um Recht und Ordnung und ballern zu Ihrem Vergnügen in Ihrer Freizeit auf alles was sich bewegt“

Solche Praktiken machen uns angreifbar und davon müssen wir uns trennen, dann wäre uns schon verdammt viel geholfen.

Ihr Axel Plümacher

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen