15.9.12

Morgen Stund hat Gold im Mund...


Die Autorin mit ihrer Vizslahündin Eywa

www.hunting-vizsla.de









von Martina Schneider

...wer länger schläft, bleibt auch gesund und trotzdem war ich gestern Morgen ansitzen.

Derzeit ist nirgends irgendwas los, das ausgebrachte Fallobst wird (noch) nicht angenommen, in meiner "grünen Hölle" sieht man die Rehe selbst dann nicht, wenn sie 15 Meter neben einem stehen oder ziehen.

Es knackst und raschelt an allen Ecken und Enden. Nie bewegen sich die Geräusche weit in eine andere Richtung. Mäuse also, kein Grund für hohen Blutdruck

Ich sitze in einer sehr geräumigen Kanzel, vor mir "grüne Hölle" der ich mit Leibeskräften eine 70 Meter lange und 10 Meter breite Schussschneise abgerungen habe. Links und rechts von der Kanzel geht ein Forstweg der Länge nach durch meinen Pirschbezirk, hinter mir eine Freifläche mit Eichenaltholz, dahinter noch viel mehr "grüne Hölle".

Ab und an ist der Mahlbaum von den Sauen angenommen, ab und an gehen sie an das Futterrohr oder graben den Mais aus, den ich von Zeit zu Zeit unter dicken Buchenrollern verstecke. Nie regelmäßig, nie ist irgendein Rythmus erkennbar. Das einzige das bombensicher ist, ist, das eben nichts sicher ist....

Langsam erwacht die "bürgerliche Dämmerung", langsam werden Konturen erkennbar: Knorrige Eichen, die Buchenverjüngung, vor mir die Schußschneise an deren Ende der Stamm einer solitären jungen Eiche hell glänzt, der geschotterte Forstweg, der sich wie ein helles Band durch die Dämmerung zieht. Immer wieder glase ich nach vorne, links und rechts. Die Freifläche in meinem Rücken spare ich mir. Zum einen müsste ich mich dauernd umdrehen, was meist nie so geräuschlos klappen will wie ich mir das wünsche, zum anderen geht genau dort hin der Wind. Recht unwahrscheinlich, das sich dort hin ein Reh zum Äsen verirrt...

Auf dem Forstweg zu meiner Rechten bewegt sich ein Schatten. Es folgt noch einer, noch einer und noch ein dritter. Der Blick durchs Glas verrät: SAUEN.

Es ist die große Bache mit 3 ihrer 6 Frischlinge. Die anderen 3 stecken bestimmt noch rechts in der Naturverjüngung.

Leise und vorsichtig tausche ich das Glas gegen meinen Stutzen und suche die Wutze im Zielfernrohr. Da, da sínd sie ja. Wie riesig die Bache in Wirklichkeit doch ist.

Was für ein Gewusel auf dem Forstweg. Hin und her und her und hin. Rein in die Naturverjüngung, raus aus den Butzen, so geht es minutenlang.

Je länger das Gewimmel dauert, desto ruhiger werde ich. Immer besser wird auch das Licht. Als dann endlich einer der Kleinen frei steht, lass ich fliegen. Der Schussknall läßt alle anderen Geräusche für Sekunden verstummen. Wo sind sie hin gerannt, die Sauen? Rechts vom Weg höre ich die Bache Alarm blasen, für kurze Zeit rascheln und knacksen viele Läufe durch den Bestand, dann ist Ruhe. Ruhe? Nein, ich hör noch was. Links vom Weg, dort an der Stelle, an der ich die Sau beschossen habe, höre ich Äste brechen, Brombeeren rascheln, ein leisen Klagen, einmal nur und dann ist es wirklich ruhig. Während ich nachdenklich in der Kanzel sitze, lärmen die Vögel, die durch den Schussknall kurzfristig verstummt waren, wieder los, als wäre nichts gewesen.

Wie kam ich ab? Die Sau hat geklagt, die Kugel hat sie also. Aber wo sitzt der Schuß? Diese oder ähnliche Gedanken gehen mir immer durch den Kopf, wenn das Stück nicht das ich beschossen habe, nicht gleich am Anschuß liegt. Mittlerweile gelingt es mir, ruhig zu bleiben und nicht in Panik oder Hektik zu verfallen. Totfluchten gibt es sehr, sehr oft. Grad im Wald mit viel Naturverjüngung macht des beschossene Wild 3-4 Sprünge und ist nicht mehr zu sehen.

Dann irgendwann, ist mein Mann bei mir. Schwarzwild suche ich grundsätzlich nicht alleine nach und zum Bergen und Aufhängen brauch ich so der so Hilfe.

Am Anschuß finde ich.... nichts..... wie schon so oft... Lediglich die Ausrisse, die die Sauen beim Abspringen hinterlassen haben, sind eindeutiger Beweis, das da wirklich Sauen waren.

Langsam und bedächtig mache ich Eywa für die Riemenarbeit fertig. Als wir in Richtung Anschuß gehen, holt sich Eywa aus der Fluchtrichtung der Sau Witterung. Intensiv wittert sie in die Dickung, dann ziehen wir los. Brombeeren, Eichenjungwuchs, Buchenschößlinge, Totholz, Fahrrinnen der Harvester vergangener Zeiten. Ja, so ist das im naturnahen Waldbau halt. Ich finds gut so wie es ist, wenn auch anstrengend bei Nachsuchen. Nach 30 Metern erster Schweiß. Lungenschweiß. Ein Teil der Anspannung fällt ab. Die Sau hat einen guten Schuss.

Nach 80 Metern steht Eywa am verendeten Frischlingskeiler und beutelt diesen nach Herzenslust. Es sei ihr vergönnt, dem Schneckchen dem feinen.

Waidmannsheil, kleine Eywa, das hast du guuuut gemacht!

31 kg brachte der Lausbub aufgebrochen auf die Waage und das Gebiss sah aus wie bei einem typischen Erstklässler: Lauter Lücken Der kleine war grad mitten im Zahnwechsel.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen