30.1.10

Wölfe auch in der Nähe des Biosphärenreservats Spreewald bestätigt

Der Wolf ist weiter auf dem Vormarsch.
Insbesondere die alten Truppenübungsgelände haben es ihm angetan, weshalb er nun auch in der Lieberoser Heide auf dem dortigen Truppenübungsplatz mehrfach gefährtet wurde.

Über das weitere Vorrücken des Wolfes in Brandenburg berichtet das Onlinemagazin B2B:

waidmannsheil

Euer

stefan


Zahlreiche Hinweise auf Wölfe in Lieberoser Heide

Landesumweltamt geht von dauerhafter Ansiedlung aus


Mit dicken Stiefeln, Mantel und einer Fellmütze geht Romeo Buder durch den hartgefrorenen Schnee. Dann bleibt er stehen und deutet auf drei Spuren, die auf dem weißen Untergrund zu sehen sind. «Hier ist wahrscheinlich noch heute Morgen ein Wolf vorbeigekommen», sagt der 49-Jährige, der seit vielen Jahren Revierförster auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz im südbrandenburgischen Lieberose ist.

Buder kennt jeden Winkel des riesigen Waldgebietes. «Wolfsspuren waren an dieser Stelle schon vor fünf Jahren zu sehen», sagt er. Von einer dauerhaften Ansiedlung wollte in der Vergangenheit aber niemand sprechen. Doch am Dienstag bestätigt Heiko Schumacher von der Stiftung Naturlandschaften Brandenburg, die große Flächen des ehemaligen Militärgeländes besitzt, offiziell die Vorkommen.

«Seit November 2009 hat es immer häufiger Hinweise von Förstern und Jägern gegeben», sagt Schumacher. Zudem deuteten zahlreiche Spurenbeobachtungen im Schnee auf die Ansiedlung des Wolfes. Mithilfe von selbstauslösenden Kameras seien auch zwei Fotoaufnahmen von Rüden beim Streifzug auf der ehemaligen Schießbahn gelungen. Ob es sich dabei um eines oder zwei unterschiedliche Tiere handle, kann Schumacher jedoch nicht sagen. Er wisse aber, dass der Wolf ein Tier ist, das starke Emotionen wecken kann, «sowohl positive als auch negative». Die Stiftung wolle dem mit sachlicher Information und Aufklärung begegnen.

«Für Menschen stellen die tierischen Gäste keine Gefahr dar», betont Schumacher. Wölfe seien scheu und reagierten auf Geräusche und Bewegungen mit einem Fluchtinstinkt. Es sei daher ein besonderes Erlebnis, einen Wolf zu sehen. Revierförster Buder ist dem seltensten Säugetier Brandenburgs schon häufiger begegnet. «Jedoch immer nur aus weiter Entfernung», wie er sagt.

Bei anderen Waldtieren habe er bereits Veränderungen im Verhalten festgestellt. So trete das Rotwild seit längerem nur noch in größeren Rudeln auf, um sich vor den Wölfen besser zu schützen. Das gleiche gelte für das Schwarzwild, deren Gruppen sich vor allem an starken Ebern orientierten. «Das Rehwild ist umsichtiger geworden und wechselt weniger», sagt Buder. Das langsame Muffelwild sei schon gänzlich verschwunden.

Steffen Butzeck vom Landesumweltamt, der Wolfsbeauftragte für Südbrandenburg, bestätigt die Beobachtungen. Er gehe davon aus, dass «auf dem Gebiet des ehemaligen Truppenübungsplatzes nun wahrscheinlich dauerhaft Wölfe heimisch werden». Die weiträumige und unzerschnittene Landschaft biete gute Voraussetzungen für die natürliche Ansiedlung einer Wolfsfamilie. Bedenken vor zu groß anwachsenden Populationen wies er strikt zurück. Wolfsrudel beanspruchten aufgrund ihres Jagd- und Revierverhaltens ein Territorium von rund 270 Quadratkilometern. Das entspreche etwa der Fläche des Truppenübungsplatzes Lieberose.

Dennoch könnten schlecht geschützte Schafe in Ausnahmefällen auch zu Beutetieren werden. Butzeck fordert die Schaf- und Ziegenhalter Brandenburgs daher auf, die Weideflächen beispielsweise mit wolfssicheren Elektrozäunen einzufrieden. In Brandenburg gab es nach Angaben des Landesumweltamtes 2008 insgesamt 71 dem Wolf zugeschriebene gerissene Nutztiere. 2009 waren 35 getötete Schafe und Ziegen registriert worden.

Lieberose war mit rund 27 000 Hektar der größte Truppenübungsplatz der DDR. Die Nord-Süd-Ausdehnung betrug etwa 15, die Ost-West-Ausdehnung 30 Kilometer. Das Gebiet befindet sich überwiegend im ostbrandenburgischen Heide- und Seengebiet, in dem viele seltene Tier- und Pflanzenarten zu Hause sind. Im Juli 1994 wurden die Flächen dem Land Brandenburg übergeben.

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