27.8.09

Der Abendflug der Kraniche

Kraniche im Hochsommer
Photo: Thomas Huonker



Das Wahrzeichen des Niederoderbruchs in Ostbrandenburg ist der Kranich. Doch den Sommer über sieht man den Kranich nur sehr selten im Oderbruch.
Ihr Brutgebiet liegt einige Kilometer nördlich des Niederoderbruchs, im ältesten Naturschutzgebiet Deutschlands, dem Plagefenn, das bereits 1907 ausgewiesen wurde.
In diesen Moorseen des Fenns fühlen sie sich sicher vor Beutegreifern und können dort ihre Jungen ungestört aufziehen.
Doch im Hochsommer ändert sich das Bild im Niederoderbruch. Die jungen Kraniche werden flügge und werden von den Altvögeln in die nahrungsreichen Feuchtwiesen des Oderbruchs geführt, um dort das Futtersuchen zu erlernen.


Ein typischer Moorsee im Plagefenn, dem Brutgebiet der Oderbruchkraniche








Photo: wikipedia




Jetzt Ende August bietet sich dem Jäger ein ganz besonderes Schauspiel. Wenn man ins Niederoderbruch auf den Ansitz geht, stehen überall auf den sumpfigen Wiesen die Kraniche, oft in Dreiergruppen. Es sind die beiden Altvögel mit ihrem Jungen, die über die Wiesen stolzieren. Gegen Ende des Tages erschallt gelegentlich ihr lautes Trompeten, das man weit über das Oderbruch hinweg hören kann. Mit dem Aufspannen der über 2 Meter Spannweite und dem Fliegen über einige Meter üben die jungen Kraniche das Starten und Landen.
Doch wenn sich die Sonne dem Horizont nähert und der Tag sich sichtlich dem Ende neigt, kommt Unruhe in die Tiere. Die kleinen Familien finden sich zu kleinen Gruppen zusammen und das immer häufiger werdende Trompeten der Alttiere scheint die Bedeutung eines Sammelrufes zu haben.
Wenn die Sonne am Horizont verschwunden ist, geben einige wenige Alttiere das Zeichen zum Aufbruch. Wie von Geisterhand geführt steigen alle Kraniche gleichzeitig in einem ohrenbetäubendem Trompetenkonzert aus den Bruchwiesen auf, schrauben sich in den Abendhimmel, und bilden eine V-Formation, die sich gen Norden in Bewegung setzt, um im Plagefenn die Nacht zu verbringen.
Wenn man Glück hat, überfliegen die fast 100 Tiere gleichzeitig in nur 20-30 Meter den Hochsitz, auf dem man sitzt.
Bei Erlebnissen mit einer solch einmaligen Wildart wird man sich des Glücks bewusst, das man als Jäger hat, ab und an Teil der Natur sein zu dürfen.

Bleibt zu hoffen, dass wir auch in ferner Zukunft noch vielen Menschen solch ein Naturschauspiel zeigen können.


waidmannsheil


Euer

stefan

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