21.2.09

"Wenn mitten in der Nacht Jogger, Mountainbiker & Co. mit Stirnlampen durchs Unterholz brechen, holt sich der Jäger bestenfalls einen kalten Hintern"

Mit diesen klaren Worten macht sich der Landesjägermeister des Landes Baden-Württemberg Dr. Dieter Deuschle Luft.
Wohl kein anderes Bundesland, wie Baden-Württemberg ist so stark von der Schwarzwildüberpopulation betroffen, weshalb der Landesjägermeister auf der Baden-Württembergischen Jagd- und Fischereimesse in Ulm das Problem unverhohlen ansprach.
Dem JagdBlog liegen aus gut unterrichteten Kreisen Informationen vor, wonach viele Reviere in Baden-Württemberg nicht nur nicht mehr verpachtet werden können, sondern auch bestehende Pachtverträge vorzeitig gekündigt werden.
Im Ländle, in dem wenig Wert auf hohe Jagdpachten, aber großen Wert auf eine volksnahe Bejagung durch Ortsansässige gelegt wird, sind die immensen Jagdschäden, die auf wenig zahlungskräftige Jagdpächter zukommen, ein scheinbar nicht lösbares Problem.
Es ist eigentlich kaum vorstellbar, dass ausgerechnet das Modell in Baden-Württemberg, wo man sich besonders bemüht, allen Bevölkerungsschichten die Jagd zu ermöglichen, nun an den Wildschäden zu scheitern droht.


waidmannsheil

Euer

stefan

Über den Hilferuf des Landesjägermeisters auf der Ulmer Jagd und Fischereimesse berichtet das Oninemagazin der Stuttgarter Nachrichten:



Wildschweine vergraulen Jagdpächter
Schäden machen Jagdreviere immer teurer

GERLINGEN
Die Jäger in Baden-Württemberg erbringen ehrenamtlich große Leistungen, um die zunehmende Schwarzwildpopulation einzudämmen. Dies bestätigte bei der auch der Jagdreferent des Ministeriums für Ernährung und Ländlichen Raum, Ministerialrat Helge von Gilsa gegenüber der Presse. Er sprach den Jägern seinen ausdrücklichen Dank für ihre Anstrengungen aus.

Zu verzeichnen ist, dass Jagdreviere zunehmend schwieriger zu verpachten sind.

Dies liegt daran, dass infolge der gestiegenen Schwarzwildbestände und der Veränderungen in der Landwirtschaft - vor allem mehr und größere Maisfelder - die Wildschadensforderungen der Landwirte Ausmaße angenommen haben, die von kaum einem Privatmann als Jagdpächter noch zu tragen sind. Dabei geht es um Beträge bis zu 7000 Euro im Jahr.

Außerdem wird die Jagdausübung durch zunehmenden Erholungsdruck der Bevölkerung rund um die Uhr immer mehr erschwert. "Wenn mitten in der Nacht Jogger, Mountainbiker & Co. mit Stirnlampen durchs Unterholz brechen, holt sich der Jäger bestenfalls einen kalten Hintern, aber keine Jagdbeute!", zürnt Landesjägermeister Dr. Dieter Deuschle. Viele Jäger sehen sich aus diesen Gründen nicht in der Lage, ihre Pachtverträge nach deren Ablauf zu verlängern. Der Landesjagdverband fordert deshalb, die Last des Wildschadensersatzes auf mehrere Schultern zu verteilen.

Wenn Jagdreviere nicht mehr verpachtet werden können, muss die Jagd dort auf Kosten der Jagdgenossenschaft, sprich der beteiligten Grundeigentümer, von angestellten Jägern ausgeübt werden. Was passiert, wenn etwa Wildschweine nicht mehr bejagt werden dürfen, hat man im Schweizer Stadtkanton Genf erfahren, wo die Jagd vor 20 Jahren per Volksentscheid abgeschafft wurde. Nur wenig später musste die Behörde "Schädlingsbekämpfer" engagieren, die seitdem rund 600 Wildschweine pro Jahr mit allen, z. T. mit in Deutschland verbotenen Mitteln töten. "Von einer waidgerechten Jagdausübung kann hier keine Rede mehr sein", warnt der Landesjägermeister.

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