30.1.09

Jagdverpachtung und Jagdpachtpreise werden in Saaldorf (Oberbayern) öffentlich diskutiert

Es ist schon erstaunlich: Früher wurde über Jagdpachtpreise wenig gesprochen. Jeder Jagdpächter hütete den Preis, den er für seinen Jagdbogen bezahlte, wie ein Geheimnis.
Doch irgendwie ändern sich die Zeiten.

Bei einer öffentlichen Sitzung der Jagdvergabeversammlung in der Gemeinde Saaldorf-Surheim einer kleinen Gemeinde im oberbayerischen Landkreis Berchtesgadener Land wurde nicht nur hitzig über den Jagdpachtpreis diskutiert, sondern auch inhaltlich über Klauseln des Jagdpachtvertrages gesprochen.

Beim Aushandeln der Jagdpachtpreise hat man den Eindruck, in Bayern geht es bei einer Jagdverpachtungsversammlung zu, wie auf einem türkischen Basar.
Interessant finde ich das Sonderkündigungsrecht er Jagdgenossenschaft: Sie behält sich vor, den Jagdpachtvertrag außerordentlich zu kündigen, wenn der Pächter seinen Abschußverpflichtungen zwei Jahre in Folge um mehr als 20% nicht nachkommt.


Über eine öffentliche und hitzige Diskussion über die Verpachtung der Jagdbögen Saaldorf Nord und Saaldorf Süd berichtet das Onlinemagazin Chiemgau Online:




Saaldorf: Jagdrevier Saaldorf für neun Jahre verpachtet


Saaldorf/Abtsdorf (pw). Die Jagdvergabeversammlung des Gemeinschaftsreviers Saaldorf fand im Gasthaus in Abtsdorf statt. Jagdvorsteher Georg Mayer aus Moosen konnte über 170 Jagdgenossen inklusive der Bevollmächtigten begrüßen. Dies zeige das große Interesse der Grundbesitzer daran, wie es mit der Jagd im Gemeinschaftsrevier Saaldorf weitergehen solle, so Mayer. Er erläuterte, dass das Gemeinschaftsrevier Saaldorf insgesamt 2.367 Hektar jagdbare Fläche umfasst, wovon 1.323 Hektar zum Jagdbogen Saaldorf-Süd und 1.044 Hektar zum Jagdbogen Saaldorf-Nord gehören.

Zunächst trug der Kassier der Jagdgenossenschaft Saaldorf, Georg Huber, den Finanzbericht für das Jahr 2008 vor. Gut angenommen würden die im Besitz der Jagdgenossenschaft befindliche Hackschnitzelmaschine sowie das Grünlandnachsaatgerät. Beanstandungen hatten sich keine ergeben, die Vorstandschaft wurde einstimmig entlastet.

Georg Mayer stellte dann die verschiedenen Arten der Jagdnutzung vor. Man könne die Jagd ruhen lassen, in Eigenbewirtschaftung betreiben, oder die Jagd wieder verpachten. In der Vorstandschaft habe sich der Trend zu einer Eigenbewirtschaftung zumindest für einen gewissen Zeitraum durchgesetzt, wobei jedoch die Jäger mit eingebunden werden sollten. Er stellte den Jagdgenossen die Vor- und Nachteile der einzelnen Jagdvergabearten vor. Bei der schriftlichen Abstimmung sprachen sich 147 Genossen für eine Verpachtung aus, 25 votierten für eine Eigenbewirtschaftung. Mit diesem Ergebnis war klar, dass die Saaldorfer Jagd wieder verpachtet wird.

Dann ging Mayer auf den von der Vorstandschaft entworfenen Jagdpachtvertrag ein. Die Hege müsse so durchgeführt werden, dass insbesondere Wildschäden vermieden würden und eine Naturverjüngung des Waldes nicht durch den Wildbestand verhindert werde. Die Jäger müssten der Jagdgenossenschaft jederzeit Informationen über die Erfüllung des Abschusses geben. Einmal jährlich solle auf Verlangen einer Partei eine Revierbegehung durchgeführt werden.

"Wildschäden zahlen die Pächter zu 100 Prozent. Das betrifft künftig auch solche, die durch Schwarzwild verursacht werden", sagte Mayer. Der Jagdpachtvertrag könne außerordentlich gekündigt werden, bei Nichterfüllung des Abschusses um mehr als 20 Prozent in zwei aufeinanderfolgenden Jahren. Eine Wildfütterung dürfe nur in Notzeiten erfolgen.

Nachdem sich die Jagdgenossen mit großer Mehrheit für eine freihändige Vergabe der Jagd ausgesprochen hatten, wurden auch diese Zusatzvereinbarungen zum Jagdpachtvertrag mit 156 zu 14 Stimmen bei fünf Enthaltungen abgesegnet.

Eine rege und zum Teil hitzige Diskussion entwickelte sich dann bei der Festsetzung des Jagdpachtpreises. Die Vorstandschaft der Jagdgenossenschaft wollte einen Pachtpreis von vier Euro pro Hektar verlangen, das wäre ein Pachtpreis von 9.500 Euro pro Jahr, also fast eine Verdoppelung des bisherigen Jagdpachtpreises. Angesichts dieser Forderung zeigte sich die Jägerschaft doch etwas geschockt und die Sprecher wiesen darauf hin, dass bei den umliegenden Jagdgenossenschaften ein Jagdpachtpreis zwischen zwei und drei Euro pro Hektar verlangt werde. Anton Kern und Bernhard Schnappinger von der Jägerschaft machten der Vorstandschaft ein Pauschalangebot von 6.000 Euro pro Jahr. Damit zeigten sich Georg Mayer und seine Vorstandskollegen nicht einverstanden, sie bestanden auf einem Hektarpreis und stellten die angepeilten vier Euro zur schriftlichen Abstimmung. Der Antrag wurde mit 101 zu 74 Stimmen abgelehnt. Nach einer kurzen Beratung einigte man sich auf einen Jagdpachtpreis von 3,50 Euro pro Hektar.

Da das Gemeinschaftsjagdrevier Saaldorf in zwei Jagdbögen (Süd und Nord) eingeteilt ist, mussten diese nun an die Bewerber vergeben werden. Für den Bogen Saaldorf-Süd bewarben sich als geschlossene Einheit Bernhard Schnappinger, Johann Hogger, Stefan Wallner sen. und Ernst Labude. Mit 161 zu 14 Stimmen wurde die Jagd Saaldorf-Süd für die nächsten neun Jahre an diese Bewerber vergeben.

Auch für den Jagdbogen Saaldorf-Nord trat eine gemeinsame Bewerbergruppe auf: Franz Holzhauser, Martin Holzhauser jun., Herbert Kern und Anton Kern stellten sich zur Wahl. Mit 154 zu 21 Stimmen wurde ihnen die Jagdpacht für den Bogen Nord für die nächsten neun Jahre übertragen.

Zu den aktuellen Jagdverpachtungen

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