Irgendwie schaffen es einige Jäger immer wieder, die mühsame Öffentlichkeitsarbeit der Jägerschaft mit einem Schlage zunichte zu machen.
Unter großem öffentlichem Interesse steht ein Prozess vor dem Amtsgericht in Aachen. Dem Jagdpächter Wilhelm Schmitz wird vorgeworfen, im großen Stil Greifvögel vergiftet zu haben.
Es ist völlig unerheblich, ob es zu einer Verurteilung des Angeklagten kommen wird. Alleine die Anklageerhebung und der langwierige Prozess reichen aus, dass das Jagen und die Jäger in der Öffentlichkeit diskutiert werden.
Bleibt abzuwarten, wie sich die Jagdverbände im Falle einer Verurteilung verhalten werden.
waidmannsheil
Euer
stefan
Über den Prozessauftakt berichtet das Onlinemagazin der Aachener Zeitung
Auftakt im Prozess um sieben tote Greifvögel
Von Christoph Lammertz
Disternich/Aachen.
Ist Wilhelm Schmitz ein Vogelmörder oder Opfer einer Kampagne und falscher Schlussfolgerungen?
Zwar startete nach zwei abgesagten Terminen am Montag im dritten Anlauf vor dem Amtsgericht Aachen der Prozess gegen den Pächter des Jagdreviers Disternich, doch nach dreieinhalb Stunden Beweisaufnahme wurde die Frage von Richter Dr. Matthias Quarch noch nicht beantwortet. Am kommenden Mittwoch sollen noch weitere Zeugen gehört werden.
Dem 65-jährigen Jagdpächter, Landwirt in Ruhestand, wird vorgeworfen, im Januar 2007 fünf Bussarde, einen Habicht und einen Fischreiher vergiftet zu haben.
Angezeigt wurde er vom Geschäftsführer und von einem Biologen des Vereins «Komitee gegen den Vogelmord» mit Sitz in Bonn. Nach ihrer Aussage wurden zwischen Januar 2007 und Mai 2008 im Disternicher Jagdrevier und der näheren Umgebung sogar 82 tote Greifvögel gefunden.
Sie sprechen vom «schlimmsten Vogelmordfall Europas». Entsprechend groß ist das mediale Interesse an diesem Fall. Im Aachener Amtsgericht waren am Montag zahlreiche überregionale Blätter und Fernsehsender vertreten.
In der Anklage gegen Schmitz geht es allerdings nur um sieben Greifvogeltötungen. Die beiden Tierschützer waren am 5. Januar 2007 im Rahmen von Vogelkartierungsmaßnahmen im Disternicher Feld unterwegs.
Dabei entdeckten sie, wie sie am Montag schilderten, Hühnereier und Schlachtabfälle, die sie als Köder werteten, und 50 Meter entfernt davon einen toten Bussard.
In einem angrenzenden Wäldchen stießen die Vogelschützer auf eine Habichtfalle, einen Fangkorb mit einer lebenden Ziertaube als Lockvogel darin.
Die Komitee-Mitglieder legten sich auf die Lauer und beobachteten wenig später, wie Jagdpächter Schmitz die vermeintlichen Köder ansteuerte, dann den toten Bussard auflas und schließlich im Wäldchen nach der Habichtfalle schaute.
Die Tierschützer stellten den Jagdpächter, es kam zu einem Polizeieinsatz und später zur Anzeige.
Der Angeklagte wiederholte am Montag seine Darstellung des Geschehens, die er auch der DZ gegenüber bereits geäußert hatte: Er habe den toten Bussard aufgelesen, weil er als Jagdpächter für die Entsorgung zuständig sei und dafür sogar einen Teil der Jagdsteuer zurückerhalte.
Im Wäldchen sei er über die Habichtfalle gestolpert und habe sie entschärft und abgebaut, um sie später der Polizei zu übergeben. Den Vorwurf, Vögel vergiftet oder in Fallen gelockt zu haben, weist Schmitz nach wie vor weit von sich.
An zwei weiteren Tagen im Januar 2007 wurden tote Greifvögel gefunden: in der Nähe einer Plattform über den Neffelbach - ebenfalls in Wilhelm Schmitz' Jagdbezirk - und im Bereich Marienholz, für den Schmitz nicht verantwortlich ist.
Auch diese beiden Fälle von Greifvogeltötungen werden Schmitz zur Last gelegt. Er beteuert seine Unschuld.
Im Zeugenstand saßen am Montag neben den Mitarbeitern des Bonner Komitees einige Disternicher. Ihre Aussagen erweckten den Eindruck, als sei der Umgang mit Fallen für den Angeklagten nichts Ungewöhnliches.
So soll er auf einem Privatgrundstück in seinem Revier Fallen mit Tauben als Lockvögel unterhalten haben. Auch dies bestreitet Schmitz. Er habe lediglich verirrte und hungernde Zuchttauben aufgepäppelt, bevor er sie wieder frei gelassen habe.
Der ermittelnde Kriminalbeamte berichtete von einer Hausdurchsuchung bei Wilhelm Schmitz. Dort habe man unter anderem zahlreiche Gifte gefunden (Richter Dr. Quarch: «Die findet man auch bei anderen Landwirten») und «genau die Teile, die man zur Köderauslage und zur Herrichtung von Habichtfallen braucht».
Carbofuran, das verbotene Gift, das die Greifvögel getötet haben soll, wurde bei Schmitz nicht gefunden. Im übrigen wurde nur bei den toten Tieren im Bereich Marienholz (außerhalb von Schmitz Jagdrevier) Konzentrationen von Carbofuran gefunden, die zweifelsfrei todesursächlich waren.
Den Prozessausgang kann man hier nachlesen.
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