..... er kommt natürlich nicht, aber wenn?
Er würde wieder mit Lust schreiben, ein Blog im Internet.
Was das mit dem JagdBlog zu tun hat? Kommt sofort:
In seinem Beitrag zur Informationspolitik der Jagdverbände wies Stefan auf die Bedeutung des Internet hin. Er endete mit dem Satz „Wer das Internet heute ignoriert, der ist morgen tot“.
Ich gehe weiter: Wer das Internet ignoriert, IST bereits tot.
Warum?
Das Internet verändert die Verteilung von Information und Wissen.
Sie kennen den Satz: Wissen ist Macht. Das gilt besonders für so genanntes Herrschaftswissen. Lange war Wissen ein Privileg kleiner Gruppen. Und die achteten darauf, dass sich Wissen nur innerhalb der Gruppe verbreitete.
Mit Buch- und Zeitungsdruck entstanden die erste Massen-Medien zur Verbreitung von Wissen. Bei Luther schliefen sie noch - mit bekannten Auswirkungen -, doch schnell reagierten die Herrschenden mit Zensur, Verfolgung, Verbrennung. Gedruckt werden sollte nur, was das Volk wissen soll.
Wie Karl Valentin sagte: Es ist erstaunlich, dass jeden Tag genau so viel passiert, wie in die Zeitung passt.
Dann kamen Radio und Fernsehen. Wieder wurden, und noch heute werden, Fernseh- und Radiosender von der Politik gesteuert. Die Medien als 4. Kraft im Staat ist ein Ammenmärchen. Wir sehen und hören, was wir sehen und hören sollen.
Glauben Sie nicht? Aber Sie erinnern sich noch an die Massenvernichtungswaffen im Irak? Die dann niemand fand, oder?
Heute gibt es das Internet. Und das ist nicht zensierbar und fast nicht manipulierbar.
Der "globale Dorfbrunnen" zum Austausch von Informationen, Wissen und Meinungen ist erschaffen. Mit einfachsten Mitteln und nahezu ohne Kosten können Einzelne oder Gruppen Informationen, Meinungen und Wissen anbieten und verfügbar machen.
Natürlich versuchen Menschen und Gruppen wieder reflexartig, das Internet zu zensieren und zu kontrollieren. Als Vorwand dienen wahlweise und wechselnd Terroristen, Kinderschänder oder allgemein Kriminelle.
Aber Internet-Zensur funktioniert nicht. Zumindest nicht nachhaltig. Was im Internet an einer Stelle verboten und blockiert wird, taucht an anderer Stelle wieder auf. Sehr zum Ärger der Möchtegern-Zensoren hat der Versuch der Zensur den gegenteiligen Effekt: Das, was eigentlich vertuscht werden soll, wird erst recht bekannt.
Was hat das mit Jagd zu tun?
In der Vergangenheit war in Verbänden nur das „passiert“, was im Verbandsblatt stand. Alles Andere blieb unter Verschluss, geheim, verschwiegen. Die Geschichte war manipulierbar.
Wie sagte Winston Churchill: „Ich beuge mich dem Urteil der Geschichte. Zumal ich mich entschlossen habe, diese selbst zu schreiben.“ Was er auch erfolgreich tat.
Heute hingegen kann jeder im Internet publizieren. Natürlich kann dort jedem - auch vielfach - widersprochen werden. So entstehen Dispute und Diskussionen. Und das wiederum schafft und verbreitet Wissen.
Das Internet bedeutet also das Ende von Herrschaftswissen und erschwert Manipulation.
Was, wenn sich Funktionäre darauf nicht einstellen?
Wenn z. B. der LJV Thüringen einerseits binnen Stunden per Email seinen Funktionär gegen Namenverwechslung in Schutz nehmen will, dann aber Wochen für eine Stellungnahme braucht, hat sich dieser Verband als Leisetreter oder Taktierer blamiert. Den nimmt im Internet niemand ernst.
Zurück zu Kurt Tucholsky.
Schon vor seinem Tod hatte Deutschlands schärfster Kritiker aufgegeben. Er war an der Sinnlosigkeit seines Schreibens verzweifelt. Er bewegte nichts. Erich Kästner sagte über ihn: "Der wollte mit der Schreibmaschine eine Katastrophe aufhalten".
Wenn Tucholsky heute zurück käme, er wäre ein viel gelesener Blogger.
Und er würde mit den vielen intelligenten Nutzern des Internets einiges aufhalten.
Ihr, gern schreibender,
Kaspar Hauser
PS:
Tucholsky nahm fast alle aufs Korn: Justiz, Behörden, Militär, Politiker, Unternehmer, Gewerkschafter, Verbände und Vereine, etc.
An Jägern hatte er nichts auszusetzen, soweit mir bekannt ist.
Was für eine gute Post voll mit wichtigen Einsichten. Tucholsky als Blogger... das ist GENIAL! Genau so sollte man ihn (und das Bloggen) sehen und was die Jagd anbelangt: Tucholsky und seine Zeitgenossen hatten andere Sorgen, als sich über eine ganz alltägliche und notwendige Sache aufzuregen. Politische Korrektheit war noch nicht erfunden. So weit ich weiß war der Anstreicher aus Österreich, der erste, der Ressentiment gegen die Jagd in die öffentliche Auseinandersetzung eingebracht hat. (Ich mag mich irren!)
AntwortenLöschenNur etwas Widerspruch zu einem Detail dieser Post apropos Massenvernichtungswaffen im Irak: Ich denke nicht, dass sich die genozidierten Kurden seinerzeit totgelacht haben. Aber das ist, wie gesagt, nur ein kleines Detail eines insgesamt großartigen Blogeintrags.