Nach den vielen ebenso dankenswerten wie unverdienten Vorschußlorbeeren möchte ich mich zunächst vorstellen.
Ich bin gerechnet 51 Jahre alt. Trotzdem meint meine Frau gelegentlich, ich sei ein fürchterlicher Kindskopf, womit sie wahrscheinlich Recht hat. Meine Familie besteht aus eben meiner Frau, meinen 3 Kindern und aktuell 6 Hunden. Meine Frau behauptet dagegen, sie habe vier Kinder, davon ein älteres angeheiratetes und sei allein erziehend.
Von Beruf bin ich diplomierter Förster, gelernter Kaufmann und geprüfter Winzer. Diese Kombination macht mir das Leben leicht - als Förster verdiene ich zuwenig Geld, als Kaufmann weiß ich, wie ich trotzdem auskomme und als Winzer, womit ich mich über den trostlosen Zustand hinweg tröste.
Meine Jugend war sehr glücklich, denn Vater und Großvater beschränkten sich darauf, mir die Dinge beizubringen, die zwar Freude machen, aber einer Karriere in der Wirtschaft nicht unbedingt förderlich sind. So bin ich ein ganz passabler Jäger, ein brauchbarer Hundeführer, ein passionierter Fliegenfischer und mäßiger Reiter geworden, aber leider arm geblieben. Trotzdem bin ich den alten Herrschaften dankbar.
Meine besondere Liebe gilt den Vorstehhunden, denn mit ihnen bin ich aufgewachsen. Um einen guten Deutsch - Drahthaar an genügend Wild bei der Arbeit zu sehen, nehme ich auch längere Anfahrten in Kauf. Deswegen freut es mich besonders, daß sich unsere Niederwildbestände langsam, aber sichtbar erholen.
Schlecht geführte Hunde empfinde ich als persönliche Kränkung.
Ebenso als Kränkung empfinde ich schlecht ausgebildete Jäger.
Hier sind wir Alten, und da reihe ich mich jetzt einfach einmal ein, viel mehr gefordert als wir wahr haben wollen. Jagd sollte mehr sein als ein Freizeitvergnügen, mehr sein als Schießsport auf lebende Ziele.
Deshalb müssen wir jedem Trend, Jagd zum Statussymbol zu pervertieren, entschieden entgegen treten. Jagd ist ein traditionelles Handwerk und muß als solches erhalten bleiben, wenn wir Jäger nicht über kurz oder lang unsere Legitimation verlieren wollen.
Ich bedauere in diesem Zusammenhang zutiefst, daß wir Förster, die wir noch vor einer Generation die Gralswächter jagdlicher Tugenden waren, dabei sind, diesen Status zunehmend zu verspielen. Unter den geänderten wirtschaftlichen und politischen Gegebenheiten wird es uns vermutlich auch nicht mehr gelingen, dieses Ansehen in der jagenden und nichtjagenden Öffentlichkeit zurück zu gewinnen. Diese Rolle werden andere übernehmen müssen.
Hier sehe ich zwar vor allem unsere Interessenvertreter gefordert, erinnere aber auch an die Zeiten, als durch die konstruktive und neidlose Zusammenarbeit zwischen jagdlich passionierten Geldgebern einerseits und zeitlich weniger eingebundenen jagdlichen Handwerkern andererseits im Stillen viel Gutes bewirkt wurde.
Damit will ichs bewenden lassen und freue mich auf einen gedeihlichen und interessanten Gedankenaustausch. Für Fragen, die über den Blog hinaus gehen, stehe ich selbstverständlich gerne zur Verfügung.
Ihr
Pudlich
Schade drum.
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