Dass das "grüne Abitur", auch Jägerprüfung genannt, heute in einigen Jagdschulen bereits binnen 10 Tagen zu erlangen ist, hat sich vieler Orts herumgesprochen.
Doch wie sah eine Jägerausbildung aus, als es noch keine Jagdschulen und Jägerprüfungskomissionen gab?
Eine interessante Ausführung zum Thema einstige Jägerausbildung fand ich im Internet auf der Homepage "Lisas Jagdseiten" der Kärntner Jägerin Marlis aus dem Lavanttal.
Man beachte, dass die frühere Jägerausbildung 3 Jahre dauerte und der Lehrprinz den Jungjäger im Umgang mit den Hunden (hundgerecht), in der Waldwirtschaft (holzgerecht) in der Waidgerechtigkeit (hirschgerecht) und im Umgang mit der Waffe (schießgerecht) unterrichtete.
Vom Errichten von Hochsitzen oder dem Beschicken von Kirrungen allerdings steht dort nichts. Diese für die Erlangung der Jägerwürde völlig unbedeutenden Kenntnisse sind somit nachweislich eine Erfindung der Neuzeit.
Interessant finde ich, dass dem Jägerburschen der Lehrabschied, wohl mit dem heutigen Jägerbrief vergleichbar, nur gezeigt und am nächsten Tage dann zugestellt wurde.
Scheinbar waren die Saufgelage anlässlich solcher Jägertaufen derart exzessiv, dass kaum ein Jungjäger es schaffte, seinen Lehrabschied unversehrt über den Abend zu retten.
Man nahm es mit dem Ausbilden früher wohl etwas genauer, mit dem Saufen allerdings auch.
waidmannsheil
Euer
stefan
Einstige Jägerausbildung
Ein Lehrling, der die Jägerei erlernen wollte, mußte drei "Behänge" oder Lehrjahre aushalten, bevor er wehrhaft gemacht wurde, d.h. den Hirschfänger und den Lehrabschied erhielt.
Jägerjunge
Im ersten "Behang" wurde der Jägerjunge auch Hundejunge genannt, seine Tätigkeit bestand in erster Linie in der Pflege und Fütterung der Hunde, insbesondere der Leithunde.
Lehrbursche
Im zweiten Jahr hieß er Lehrbursche und durfte bereits das Jagdhorn an der Hornfessel tragen, was ihm im ersten Jahr nicht erlaubt war. Er wurde nun von seinem Lehrherrn, dem sog. Lehrprinz, in allen waidmännischen Gebräuchen und in allen Zweigen der Jagd ausgebildet, dadurch wurde er hirschgerecht. Aber auch in forstlichen Fragen sollte er sich belernen, um so holzgerecht zu werden. Durch die Abführung des Leithundes und das Dressieren der Jagdhunde wurde er hundgerecht. Auch das Schießen mußte fleißig geübt werden, damit er schießgerecht wurde. Aber daß es auf das Schießen nicht allein ankam, wurde auch schon damals betont: "Denn wenn einer noch so gut schießen kann, versteht aber sonst nicht viel, so heißt er zwar Schütze, aber noch kein Jäger."
Jägerbursche
Im dritten Jahr seiner Ausbildung wurde der Lehrling Jägerbursche genannt, und nach Beendigung der drei Behänge wurde er feierlich wehrhaft gemacht. Der Lehrprinz lud zu dieser Zeremonie seine Nachbarn und Freunde ein. Mit einer feierlichen Ansprache des Lehrprinzen an den Jägerburschen, der zur linken Hand seines Lehrherrn, mit Hornfessel und Hirschfängergurt angetan, stand, begann der Akt. Dann nahm der Lehrprinz mit der linken Hand den vor ihm liegenden Hirschfänger und hielt ihn vor sich, mit der rechten Hand gab er dem Jägerburschen eine Ohrfeige und sprach dabei: "Dies leidest du jetzt von mir, und hinfort nicht mehr, weder von mir noch von einem andern!" Alsdann wurde der Hirschfänger feierlich überreicht "nicht zu dem Ende, daß du es zu unnützen Händeln und Ungelegenheiten, sondern wozu es eigentlich gemacht, was vernünftig, redlich und rühmlich ist, nämlich zur Ehre der löblichen edlen Jägerey, seines künftigen Herrn, zur Beschützung seines und deines ehrlichen Namens, Leib und Lebens, am meisten aber auf Jagden führest und gebrauchest!" Alsdann wurde dem Jägerburschen der Lehrabschied überreicht oder auch nur gezeigt und am nächsten Morgen zugestellt; dieser Brauch ist wohl so zu erklären, daß man befürchtete, der neu gebackene hirsch- und holzgerechte Jäger könnte bei dem nun folgenden Examenstrunk seinen Lehrabschied, der für ihn ein wichtiges Dokument war, einbüßen. Der Jägerbursche steckte alsdann den Hirschfänger zu sich, bedankte sich in wohlgesetzter Rede, und die Anwesenden stießen in ihre Hifthörner, wünschten ihm Waidmannsheil und erkannten ihn als Kameraden an.
Wenn mir schon die Ehre zu Teil wird, in eurem JAGDBLOG in einem eigenen
AntwortenLöschenArtikel vorzukommen, und noch dazu bei der Google im Suchergebnis an 1.
Stelle zu liegen, muss ich mich persönlich bei euch, insbesondere bei
Stefan, dem ich den Artikel zu verdanken habe, melden.
Ein bisschen mit Schmunzeln habe ich die Überschrift: Die Ausbildung des
Jägers früher und heute? zur Kenntnis genommen! Denn ganz so alt, fühle
ich mich nicht. Heute ist blogen in, was es damals noch nicht gab. 1999
ging ich mit meiner Homepage ins Netz. So betrachtet wirklich
steinzeitlich. Beachtenswert allerdings sind nach wie vor die täglichen
Zugriffszahlen (so ca. 60 sind es täglich) die sich in der
Gesamtstatistik mit über 111.000 niederschlagen obwohl ich an der
Homepage schon lange nicht mehr gearbeitet habe. Was ich aber demnächst
ändern werde. Die HP schaut wirklich nicht mehr jung aus ;-)
Nicht widerspruchslos hingenommen werden kann die Feststellung, dass
wir vom Errichten von Hochsitzen und Kirrungen nichts gelernt haben.
Sehr wohl gab es einen Prüfungsgegenstand der das Thema
Reviereinrichtungen als Vorlage hatte.
Euch wünsche ich mit eurem Blog viele Besucher und verbleibe mit einem
freundlichen
Weidmannsheil aus Kärnten
Marlies
http://www.lisao.at
P.S.: Allerdings so ganz schlau aus dem Artikel bin ich nicht geworden.
War meine Ausbildung entsprechend gut oder weniger?
Ich habe die Ausbildung für gut empfunden und sie wird auch heute noch
so in Kärnten gehandhabt.