Da ist es dann eine besondere Freude, wenn Jungjäger oder angehende Jäger fasziniert von ihren ersten jagdlichen Erfahrungen berichten.
Anja F., die die Begeisterung für die Jagd gepackt hat, berichtet eindrucksvoll von ihrem ersten miterlebten Sauansitz.
Mein erster Sauansitz (1)
von Anja F.
Photo: www.jagd-tour.de
Warm eingepackt, mit voller Kaffee- und Teekanne und mit dem neuen Ansitzsack ging es um 16.30 raus. Das Thermometer sagte -1 Grad an... Tendenz fallend. Der Raureif lag noch auf den Feldern und in den Bäumen.
Mit Sack und Pack die Leiter hoch gekraxelt... man ist so eine Kanzel eng. Alles soweit hergerichtet, sich dabei natürlich ständig gegenseitig im Weg gestanden, dann Schuhe aus und rein in den Ansitzsack. Kuschelig warm saßen wir also da. Bob mag jetzt meinen mit mir Grashalm daneben, würde die zweite Person in der Kanzel gar nicht auffallen, aber weit gefehlt. So wie ich angezogen war und mit dem Ansitzsack noch, bin ich zum Michelinmänchen angewachsen. Und irgendwie stand alles im Weg....
Aber egal. Gemütlich war´s und Ruhe kehrte ein. Irgendwo unter der Kanzel machte sich so etwas wie eine Maus zu schaffen und wuselte dort rum.
Wir saßen kaum eine 1/2 Stunde als ein Fuchs über die Lichtung zog, den wir aber leider nicht bekamen.
Etwas später zogen dann zwei Rehe über die Lichtung. So lautlos wie sie kamen verschwanden sie auch wieder.
Die "Maus" wuselte immer noch unter der Kanzel. Doch irgendwann wurden die Geräusche unter der Kanzel "schwerer". Irgendetwas Großes zog unterhalb von uns vorbei. Verharrte immer wieder, ging langsam weiter... es kam aber nicht raus, sondern zog weiter durch die Dickung.
Stille kehrte also wieder ein. Der Wind brachte leise die Dorfgeräusche rüber, Glockengeläut, hier und da ein Hundegebell und irgendwo ein Martinshorn.
Dann ein Vogelschrei.... so in der Dunkelheit und in der Stille für mich alles neue Geräuche. Mein Freund flüsterte: "Weißt Du was das war?". Ich antwortete gespannt und aufgeregt: "Nein" und war ganz gespannt auf die Antwort. Mein Freund antwortete allerdings "ein Krankenwagen".
Mühevoll habe ich mein Lachen unterdrückt. Der Depp... wie soll man da leise bleiben. grins
Aber immerhin erfuhr ich noch, dass der Vogelschrei, der vom Martinshorn untermalt war, von einer Gans war.
Wieder kehrte Ruhe ein... und eine weitere Stunde verging. Ich schaute in allen Richtungen - natürlich vom Ehrgeiz gepackt Wild vor meinem Freund zu sehen.
Ich schaute nach links und plötzlich sehe ich 4-5 schwarze Schatten die zielstrebig und schnell Richtung Kirrung huschten. Ich stupste direkt meinen Freund an, der hatte sie aber auch schon entdeckt. Und dann ging alles ganz schnell und wieder auch nicht.
Ich brachte das Fernglas vor uns in Sicherheit, während mein Freund das Gewehr nahm und leise anlegte. Die Sauen waren inzwischen an der Kirrung angekommen. Standen dich beieinander. Die Atmung von meinem Freund wurde dezent lauter und schneller (etwas was ich schon mal bei einem Jäger beobachten durfte, was ihnen selber gar nicht bewusst war). Es steckt mich aber an.... auch ich atme schneller.
Die vordere Sau lief immer ein Stück vor, warf auf, kehrte zurück zur Kirrung.... immer noch fiel kein Schuss.... wieder lief die Sau vor, warf auf, kehrte zur Kirrung zurück. Ich dachte schon, die hätte uns wahrgenommen und sie hauen jetzt ab, sie kam mir so "nervös" vor. Die anderen fraßen aber weiter, dicht beieinander... für einen Schuss zu dicht.... aber dann stand eine Breit, der Schuss fiel.
Ein Teil der Sauen flüchtet nach rechts, die anderen nach links. Ich kriege nicht mit ob eine liegt, versuche durch´s Fernglas zu sehen. Mein Freund schwengt den flüchtenden Sauen nach, die kurz verharren.... der volle Teebecher landet dabei auf meinen Ansitzsack.
Die Sauen flüchten aber weiter, Schuss nicht mehr möglich. Ich dachte, ok es liegt nichts, deshalb hat er wohl noch probiert auf die kurz verhoffenden Sauen zu schießen, aber die Kugel blieb im Lauf. Die Sauen sind weg - kurze Stille, dann ein Klagen.
Der Schuss saß sehr wohl und die Sau lag an Ort und Stelle - aber klagte. Also mein Freund nichts wie runter und Fangschuss abgegeben. Waidmannsheil! Ein 20 Kg Frischling, Keiler.
Zurück zur Kanzel, Kram eingepackt, Sau verladen, zurück gefahren und aufgebrochen.
Dann nach Hause. Und was eine ordentliche Hundehalterin ist, schnappt sich gleich den Hund und lässt ihn noch mal eine Runde laufen. Vom Feld sprangen 2 Rehe ab und ich dachte noch, hey, bleibt locker, ich sehe nur aus wie ein Jäger.... ich Riesenidiot hatte nämlich noch die Jagdklamotten an. Lange Unterwäsche, Winterjagdhose, die mir durch den Nierenschutz schier bis unter den Achseln reicht, Pullover, Fliesjacke, Naturfaserjacke drüber und natürlich die dicken Sorel-Stiefel. Ich lief nur 20 Minuten, der kam mir aber vor wie ein Gewaltmarsch der Bundeswehr. Nur mit dem Unterschied, dass ich die 30 Kg nicht auf dem Rücken trug sondern an den Füßen.
Das nächste mal ziehe ich mich vorher um. So viel Zeit muss dann noch sein.
Aber es war ein schöner Jagdtag!!!!
Mein erster Sauansitz (2)
von Susanne Beck
Mein erster Sauansitz
Im Februar 1989 wurde ich auf den Sauansitz in Tailfingen eingeladen.
Wir trafen uns um 19.00 Uhr beim Pächter Werner. Der Ansitz sollte etwa zwei Stunden dauern. Ich war noch Jungjäger und natürlich noch nicht ganz so gut ausgestattet wie Frau Anja F..
Es war ein wunderschöner Winterabend mit ca. einem Meter Schnee, Vollmond und natürlich entsprechend kalt. Werner setzte mich mit viel Krawall an meinem Hochstand ab und meinte er würde mich um 22.30 Uhr wieder abholen, stieg in sein Auto und fuhr los.
Ich war gerade noch am Laden meines Gewehrs und schon wechselte eine Sau vor meinen Hochsitz vorbei in den Schatten der Bäume. Die ganze Zeit hörte ich die Sau grunzen; konnte aber nicht feststellen woher das kam. Ich war gespannt wie ein Flitzebogen.
Endlich dann um 10.30 Uhr kam die Sau zurück und stellte sich schön blatt vor mir auf. Ich wollte gerade schießen, da viel mir doch noch auf, das ist ein Keiler. Es war ja Februar; also Schonzeit für den Keiler. Den Finger am Abzug. Es hätte mich schon gereizt zu schießen. Aber wie ich nun halt mal so bin Schonzeit ist Schonzeit und so zog die Sau von dannen.
Allmählich ließ meine Aufregung nach und ich stellte das Gewehr auf die Seite. Jetzt viel mir auch auf, wie kalt es mir wurde. Ich schaute auf die Uhr, es war 11.00 Uhr. Ich wunderte mich, wo auch Werner so lange bleibt.
Nach einer weiteren halben Stunde baumte ich ab. Lief ca. 100 m entlang, denn dort wollte ja Werner ansitzen. Hier war aber weit und breit kein Hochsitz. Nun was soll ich tun, also lief ich 100 m in die andere Richtung, aber auch hier war kein Hochsitz. Ich kannte mich in dem Revier überhaupt nicht aus, Handy war zu Hause, mir wurde es immer kälter, ich konnte kaum noch laufen.
Endlich um 3.00 Uhr morgens rugelte Werner mir entgegen. Werner war sternhagelblau und ich war stock sauer. Zu allem Unglück hatte er den Wagen im Schnee versenkt und so liefen wir zum nächsten Bauernhof. Immer wieder versank Werner in einer Schneewehe. Um 4.00 Uhr morgens weckte Werner den Bauern. Der fuhr uns mit seinem Traktor zum Auto und zog es aus der Schneewehe.
So kam ich dann schließlich um 5.30 Uhr zu Hause an und war heil froh, dass ich die Sau nicht erlegt habe, was wäre auch das geworden.
Nicht so erfolgreich wie bei Frau F. aber dafür in bleibender Erinnerung.
Susanne Beck
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