Bereits vor einigen Monaten schrieb ich in meinem Artikel "Die extensive Forstbewirtschaftung fordert ein Umdenken in der Bejagung von Waldrevieren" über notwendigen Veränderungen in der Bejagung unserer Reviere. In diesem Artikel wies ich auch auf das Abhalten von Bewegungsjagden hin.
Vom Ablauf her unterscheidet sich die Bewegungsjagd auf Rehwild kaum von einer Ansitzdrückjagd auf Sauen. Nur dass sich der Schwerpunkt der Jagd auf den Abschuss des Rehwildes konzentriert, lässt diese Bewegungsjagd anfangs ungewöhnlich erscheinen.
Wie so eine Rehwildbejagung durch eine Gesellschaftsjagd aussehen kann, konnte ich bei der Teilnahme an einer solchen Bewegungsjagd am Wochenende in Mittelfranken erleben. Nachfolgend meine Eindrücke nach der Teilnahme an der Ansitzdrückjagd.
Mit 3 Revieren wurden revierübergreifend über 500 ha bejagt. Zudem wurden die Nachbarreviere, die an die 3 Reviere angrenzten, über das Abhalten der Jagd informiert und gebeten, grenznah abzustellen, um aus der Jagd herauswechselndes Wild bejagen zu können.
Allen Schützen wurden Stände und Erdsitze mit guter Auflagemöglichkeit zugeteilt, was nach Aussage des Jagdpächters nachweislich zu besseren Schussergebnissen führt und vor allem die Nachsuchen erheblich reduzierte.
Fast 3 Stunden wurde das Gebiet mit wenigen, aber nachweislich spurlaut stöbernden Hunden und wenigen Treibern langsam getrieben. Dadurch kam das Rehwild fast immer ziehend aber nie flüchtig. Freigegeben waren alle weibliche Stücke und Kitze, unabhängig von Alter, Geschlecht und Stärke. (kein Wahlabschuss)
Auf der Strecke lagen am Ende 35 Stück Rehwild, was einen Jäger, der solche Bewegungsjagden nicht kennt, erst einmal erschrecken mag. Die intensive Bejagung des Rehwildes findet aber schon seit mehreren Jahre in dieser Form in diesen Revieren statt. Zwar gab der Jagdpächter zu, dass es dadurch zwar zu einer starken Bestandsreduzierung gekommen ist, aber von einem "rehfreien Wald" nachweislich nicht gesprochen werden kann.
Natürlich steht es jedem Jagdpächter frei, der Abschussfreigabe engere Grenzen zu setzen, ich persönlich halte diese Art der Bejagung des weiblichen Rehwildes für effizient.
Zwar wird das Revier massiv durch die Bewegungsjagd beunruhigt, aber die Erfüllung des Abschusses an nur einem Tag ermöglicht es, die Jagd in den kalten Wintermonaten, in denen das Wild Ruhe benötigt, nicht mehr ausüben zu müssen.
Die Bewegungsjagd als Alternative zur herkömmlichen Einzelansitzjagd ist für einen Jäger, der noch nach den alten Regeln der streng selektiven Rehwildbejagung (Wahlabschuss) erzogen wurde, gewöhnungsbedürftig. Doch alle bisher angestrebten Ziele der Rehwildhege der letzten Jahrzehnte haben sich nicht erfüllt.
Stärkere Trophäen oder ein durchschnittlich höheres Wildbretgewicht als angestrebtes Ziel der selektiven Rehwildbejagung haben sich nicht eingestellt. Auch können viele Revierpächter den über den Winter verteilten Abschuss selten erfüllen, finden sich doch immer weniger Jäger, die bereit sind, sich die kalten Winterabende um die Ohren zu schlagen.
Um trotzdem den Abschuss erfüllen zu können oder um in verbissgefärdeten Revierteilen den Bestand zu reduzieren, sind diese Bewegungsjagden ein hervorragendes Instrument der Bestandsregulierung.
waidmannsheil
Euer
stefan
Auch bei dieser Jagd grenzte ein Revier an, in dem die Jäger sich klar äusserten, sie würden erstens keine überjagenden Hunde tolerieren. Und zweitens, gegenüber einem sie (massenhaft an der Grenze absitzende und auch Wild erlegend ) ansprechenden Durchgeher, dass "hier auch Jäger dabei sind, die keinen Hund führen und die einen überjagenden Hund erschiessen würden".
AntwortenLöschenGenau diese Drohungen sind ein limitierender Faktor für jedwede effiziente Bewegungsjagd- da kann man 4000 ha bejagen und hat stets an irgendwelchen Ecken so stinksauer sich der Jagdtechnik verweigernde Nachbarn.
Mit der Topografie und der Grße der bejagten Flächen, den getroffenen Vorsichtsmaßnahmen hat dies also am Ende sehr wenig zu tun. Das Risiko, dass ein solo stöbernder Hund vom Wild nach extraterritorial "gezogen" wird, bleibt immer bestehen.
Üblich ist aus meiner Erfahrung, dass der Nachbar im ersten Jahr etwas vom "passiv mitmachen" spricht: re stellt die Grenze ab und will partizipieren.
Im zweiten Jahr will er dann bei den Abschussvorgaben im echt bejagten Gebiet erstmal "ein Wort mitreden": nur schwache weibliche Kitze, nur Sauen unter 20 / 40 kg. Oder, krass: nur Füchse und kleinste Sauen. Wenn man darauf nicht eingehen mag kommt die Keule mit der Nichttoleranz überjagender Hunde.
Jeder der Bewegungsjagden macht, wird neben partnerschaftlichen Nachbarn alsbald solche Knüppel in seinen weg geworfen finden. Und bei beharrlicher weiterer Jagd, jedes Jahr werden die Probleme und Drohungen eskalieren.
Ich habe Geiselnahmen von Hunden erlebt ("Sie kriegen Ihren Hund nur wenn der Jagdpächter dabei ist und sich entschuldigt"), habe Hunde von Nachbarpächtern in übernächstem Tierheim abgegeben erlebt, kurz vor Wochenende und damit telefonischer Nichterreichbarkeit der Tierpfleger. und ich habe schon das Verschwinden von Jagdhunden erlebt - einfach weg, für immer.
Die Bewegungsjagd ist für die Stöberhundführer somit nahezu immer ein hohes Risiko.
Gruß
@ anonymus
AntwortenLöschenWar bei dieser Jagd ein Nachbar dabei der mit Hundeabschuss gedroht hat?
Wenn ja, dann berichte mir!
Hans Webersberger
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