28.7.07
ÖJV Hessen fordert Abschaffung des "Jagdbordells Reinhardswald"
Es ist schon erstaunlich:
Da betonen unsere Politiker immer ihre Nähe zum Volk, appellieren an Sparsamkeit und brüsten sich gerne mit ihrer proletarischen Herkunft, aber wenn sie einmal den Gipfel der politischen Macht erklommen haben, hat das feudalistische Jagen in Form großer Strecken und kapitaler Trophenträger eine magische Anziehungskraft auf unsere politischen Emporkömmlinge.
Das war bei der Nazigröße Herrmann Göring nicht anders, als bei Erich Honecker (Dachdecker) und seinem Parteikumpel und Harry Tisch (Schlosser).
Auch Joschka Fischer war Stolz darauf, seine Karriere als Frankfurter Taxifahrer begonnen zu haben. Als Rächer der kleine Leute war er zudem nebenberuflich in diesen Jahren als Steinewerfer und "Bullenklatscher" tätig.
Als er aber dann endlich den Gipfel der Macht erklommen hatte und Bundesaußenminister war und seine ich-weiß-nicht-wievielte Frau ehelichte, musste die Hochzeitsfeier unbedingt im feudalen Jagdschloss Kranichstein stattfinden, um es mit alten Spontikumpels mal richtig krachen zu lassen.
Nun genügt es den politischen Emporkömmlingen nicht, einfach nur auf die Frühpirsch zu gehen. Auch scheint nicht das einzigartige Erlebnis eines anbrechenden Morgens in der einsamen Natur zu sein, was die Politgrößen an der Jagd reizt. Beim mühsamen Erpirschen des Gamsbockes mit anschließender schweißtreibender Bergung trifft man unsere Politiker auch eher selten an.
Nein, es ist einzig die Faszination an der Prunk- und Protzsucht unserer Feudalherren vergangener Zeiten, die es ihnen angetan hat. Zudem lässt es sich, das ist allzu menschlich, auf Kosten anderer besonders gut feiern.
Anders lässt es sich nicht erklären, warum immer noch viele Landesregierungen an einer völlig sinnlosen Gatterhaltung mit hoffnungslos degeneriertem und inzestivem Wild auf Steuerzahlerkosten festhalten.
So auch das hochverschuldete Land Hessen. Man gibt sogar zu, keinerlei Forschungsnutzen aus dem Jagdgatter im Reinhardswald ziehen zu können.
Der Ökologische Jagdverein Hessen fordert deshalb zu Recht, dies sinnlose Gatterhaltung im "Wildschutzgebiet Reinhardswald" aufzugeben und das "Jagdbordell" zu schließen.
Hier die Stellungnahme des ÖJV Hessen:
waidmannsheil
Euer
stefan
Steuergelder für „Jagdbordell"
Der Ökologische Jagdverein Hessen kritisiert die Absicht der Landesregierung, den verrotteten Zaun um das „Wildschutzgebiet Reinhardswald" bei Kassel zu erneuern. Die 65 Kilometer lange Zaunlinie weist mittlerweile Lücken auf. Die Instandsetzung soll über eine Million Euro kosten. Die Folgekosten für die laufende Unterhaltung sind noch nicht einkalkuliert. Nach offizieller Lesart dient das 10.000 Hektar große Wildgatter der Forschung. Doch jeder Forstmann in Nordhessen weiß, dass dort nicht geforscht, sondern gejagt wird. Ministerpräsident Koch und Landwirtschaftsminister Dietzel laden alljährlich zu repräsentativen Staatsjagden ein, deren Gäste möglichst starke Hirsche vor die Büchse bekommen sollen. Für den Jagderfolg sorgt eine künstlich überhöhte Rotwilddichte von etwa 12 Tieren pro 100 Hektar. Lokale Kritiker sprechen von einem„Jagdbordell". Zwei Tiere pro 100 Hektar halten Fachleute für eine Populationsdichte, die mit dem Ökosystem des Reinhardswalds im Einklang wäre. Das Sechsfache ist Realität. Entsprechend hoch sind die Wildschäden im „Schutzgebiet". Die einseitige Belastung des Ökosystems hat zu einer Artenarmut bei Flora und Fauna geführt. Junge Bäume müssen vor dem hungrigen Rotwild geschützt werden. Bei alten, erntereifen Bäumen sorgt das rotwildtypische Schälen der Rinde für hohe Wertverluste. Durch den eingeengten Lebensraum muss das Wild zusätzlich gefüttert werden. Im zuständigen Landwirtschaftsministerium wird eingeräumt, dass die Forschungsmöglichkeiten „derzeit nicht nachgefragt werden" (hr-Fernsehen , 15.07.07), man wolle aber das Gatter für einen künftigen Bedarf erhalten. Das Ministerium muss sich fragen lassen, was denn in einer wirklichkeitsfremden „Laborsituation" mit 1200 Stück Rotwild auf engstem Raum erforscht werden könnte. Der ÖJV hält die angebliche Forschung für durchsichtigen „Etikettenschwindel", der bemänteln soll, dass man ein landeseigenes Jagdgatter kostenträchtig renovieren will. Der ÖJV Hessen betrachtet die Jagdeinladungen der Landesregierung als legitimes Mittel offizieller „Kontaktpflege". Dies rechtfertigt aber keineswegs, überhöhte Rotwildbestände in Gattern vorzuhalten und die Kosten dem Steuerzahler aufzubürden. Aus Sicht des ÖJV ist die „Gatterjagd" ein Relikt aus Zeiten feudaler Jagdprivilegien. Sie steht im Widerspruch zu einem zeitgemäßen, ökologisch ausgerichteten Wildmanagement. Deshalb sollte das Rotwild im „Schutzgebiet" auf ein verträgliches Maß reduziert und der marode Zaun vollständig abgeräumt werden.
29.07.07 / gb
Pressekontakt:
G. Bauer Tel.: 0611 – 84 65 43 Mobil: 0170 – 344 14 58
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Hi Stefan,
AntwortenLöschenschön, dass Du Dir die Mühe mit dem Jagdblog machst und die Themen sind ja auch spannend.
Nicht so angetan war ich vom Schreibstil in dem "Jagdbordell" Bericht. Das hört sich alles etwas nach Verfolgungswahn und Sensationalismus an! Wo diese
Worte gebraucht werden, ist die Boulevardpresse zu Hause und ambitionierte Eiferer. "feudalistisch" "Prunk-und Protzsucht" der unvermeidliche Göring ,etc etc.
Mehr Fakten und weniger Meinung würde stärker punkten! Diese Schlagwörter schicken Dich sofort in eine bestimmte Ecke... vorausgesetzt das war nicht
gewollt?
Ich habe zu den Top-Staatsjagdrevieren (mit und ohne Gatter) und ähnlich privilegierten Phänomenen aber eine andere These. Die wahren Nutzniesser sind ja die Jäger und Angestellten, die dort täglich agieren. Die hohen Herren kommen ja höchstens ein Mal, schießen "Fridolin" und dampfen wieder
ab. Den Rest der Zeit haben die Jagdaufseher, Berufsjäger, Forstbeamten und anderen Helfer eine richtig gute Zeit und so ist zu verstehen, dass der Apparat sich sicher nicht selber zerstören wird, solange der Chef nicht auf
den Tisch haut. Ich war in meiner Schulzeit im Schwarzwald auch Nutzniesser des Reviers von Lothar Späth... habe dort die tollsten Pirschen meines Lebens gehabt, mit Auerwild, Rotwild ohne Ende, etc., alles heimlich, versteht sich, aber das nur nebenbei.
WMH
C H
Ja, ja; den Hauslakeien ging es schon immer besser als den Feldsklaven. Schließlich fallen immer ein paar Fleischbrocken vom Tisch der feisten Herren an. Da denkt man auch nicht darüber nach, wie der Braten zustande kam.
AntwortenLöschenMir sticht er gewaltig in der Nase - dieser Ludergeruch nach altem Kohl und Juchten, den die Kaste der Gattermetzger verströmt. Gerade die neumächtigen und neureichen Usurpatoren von Macht (Vertreter von Gebietskörperschaften fühlen sich gleich wie Gebieter), die mittels sozialistischer Phraseologie und Rabulistik Machthebel ergriffen hatten, wurden flugs zu "Jägern". In der DDR jagten sie erst den Unternehmern und selbständigen Bauern das produktive Eigentum ab, degradierten diese zu eingesperrten Leibeigenen und walteten und schalteten dann recht feudal in ihren Verwaltungskönigreichen. Und weil die Herren vom Leben nichts verstanden, verbreiteten sie den massenhaften Tod unter armem Vieh, welches Wild genannt wurde. Die Kulturlosigkeit der Herren wollten sie wohl durch Nachspielen einer verblichenen Kultur überdecken. Daß derart miserable Surrogate auch von hessischen Verwaltungsköpfen delektiert werden, verwundert nicht . Die Parteischiene zur Macht ist allgegenwärtig und das Gefühl für Würde dabei äußerst hinterlich. Wie sollen solche Leute eine Empfindung für die Würde der Schöpfung und ihrer Früchte entwickeln können???
Der Schuß auf das gefütterte Gattervieh geht klar in die falsche Richtung, denn als Jagd ist dieses Gebaren nur mit Falschettikett zu deklarieren.
Stellen wir uns die gleichen Leute mal vor, wie sie nur mit einer Saufeder in der Hand vor einer wütend anstürmenden Bache ausschauen, deren Frischling sie zuvor erbeuteten. So jagten sich im Frühmittelalter die Feudalherrn ihre Nahrung und bestanden solchen Nervenkitzel. Unsere Verwaltungssozialisten gehören in eine andere Ära. Es sollte endlich mal gelernt werden, daß entwürdigendes Jagdspielen keine Jagd ist.
Ich würde lieber verhungern, als den viehtreibenden Knecht für diese Bande mimen.