von W. Roehler
Mir hat eine Freundin kürzlich erzählt:
"Ich habe mich Jahre hindurch gequält!" -
(Hier Beginn des Vortrages einer Frau.)
"Sie wissen doch, dass ich verheiratet bin.
Zuerst ging ja alles recht friedlich dahin,
doch dann hat mein Mann eine Jagd gepachtet;
seitdem ist er geistig völlig umnachtet!
Erst rief er mich "Hasi". - Ich bin nicht dafür!
Ob "Mausi", ob "Hasi" - ich bin doch kein Tier!
Jetzt aber nennt er mich nur noch "Ricke",
und das geht zu weit, das habe ich dicke!
Und dann unser Häuschen. - Sie kennen es doch,
das heißt jetzt nur Bau oder Nest oder Loch.
Wir haben auch keine Räume im Haus;
Was traut und mein Stolz war - jahrein und jahraus,
das sind nicht mehr Zimmer, in denen man weilt,
das Haus ist in Jagen und Treiben geteilt.
Zur Tränke schleichen
Mit Horridoh und heiserem Gebell
Erwacht er am Morgen und leckt sich das Fell.
So nennt er das Waschen! - Dann wetzt er die Hauer
Und putzt sich die Löffel. Drauf äugt er genauer
Und legt sich sein Haar in die frechste Tolle:
Das nennt er: er richtet sich seine Wolle.
Darauf erklärt er in hungrigem Ton:
Der trockene Lecker hänge ihm schon,
er möchte nun leise zur Tränke schleichen;
das ist das Kommando zum Kaffeereichen.
Des Mittags kommt er, wittert geschwind,
teils vor dem Wind, teils unter dem Wind
und röhrt: Was für waidlichen Fraß gibt es heute?
Ich möchte jetzt äsen, ich stehe auf Beute!
Hat er den Teller hoch aufgefudert,
so jault er: "Jetzt fühl’ ich mich angeludert."
Und hat er - zet Beh - das Geflügel gerissen
Und hält in den Fängen den saftigen Bissen,
dann schwillt ihm der Graser und obendrein
hängt er ihn noch tief in das Zielwasser rein.
Und wenn er gesättigt vom Tisch aufsteht,
dann sagt er nur schnaufend: "Mein Wams ist gefüllt." -
Kein Danke, kein Wort, dass es köstlich geschmeckt,
dann heißt’s nur die Läufe von sich gestreckt.
Hasi's Blume ist zum Entzücken
Die Toilette mit drum und dran
Spricht er als Hochsitz und Anstand an.
Ein Zustand! - Was hat, so frag ich Sie nun,
die Toilette mit Anstand zu tun?
Und abends fängt er stets an zu balzen,
zu lecken und mit der Zunge zu schnalzen.
Er streicht zuerst seine Schuppe glatt,
dann tippt er mich vertraulich aufs Blatt;
zuletzt beklopft er mir neckisch den Rücken
und sagt: "Hasi’s Blume ist zum Entzücken!"
Muß ich mir so etwas bieten lassen?
Ich kann mich dann meistens vor Zorn nicht mehr fassen.
Sodann macht er kehrt und blökt unverschämt:
"Na siehst du, jetzt hast du den Bock vergrämt"!
Er schneidet mir noch ein paar dumme Gesichter,
gähnt recht vernehmlich und reibt sich die Lichter,
worauf er den Balg jetzt wechseln geht,
worunter er "Auszieh’n" und "Umzieh’n" versteht.
Bevor ich das alles noch richtig erfasse,
kriecht er mit "Waidmannsheil" in die Sasse.
Nun sagen Sie selber: in jedem Fall
Hat doch mein Nimrod einen Knall.
Die Blutwurst ist Schweißwurst bei ihm geheißen,
weil Tiere der Jagd statt zu bluten stets schweißen.
Blut heißt also Schweiß, Schweiß wieder Schaum,
was Schaum heißt, weiß er wohl selber kaum.
Ich sage: Man sollte die Jäger zusammen
Zu ewiger Urwaldstrafe verdammen.
Sie sind um’s Gehörne vollkommen geknickt
Und machen mit sich auch die anderen verrückt.
Wie könnte den Hasen man Lampe sonst nennen!?
Der Lampe hat Lichter, die nicht einmal brennen.
Auch Löffel hat er, und zwar ohne Stiel,
und eine Blume am hinteren Profil;
Kurz, solch ein Lampe trägt willig und stumm
Die schönste Kücheneinrichtung herum,
als hätt’ er draußen in Hasenlanden
auf Kleinwild - Ehestandsdarlehn erstanden.
Ich aber gebe die Ehe jetzt auf,
mit einem Waidmann, pfeife ich drauf!
Er hat doch hier oben mich waidwund geschossen!
Und pirscht doch etwa wieder mal hier
Ein anderer Waidmann in das Revier
Und macht mir gar eine Treibjagd ums Haus,
so wird’ ich zum Treiber und treib’ ihn hinaus.
Ich nehme ihn an - doch nicht zum Besitzen,
ich nehme ihn, wie der Keiler den Schützen.
Denn eins sei den Herren der Jagd gesagt:
Das Heim und die Ehefrau sind keine Jagd!!
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