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Kaum ein Tag, an dem nicht Maßnahmen zur Verhinderung der Afrikanischen Schweinepest ergriffen werden. Die Experten sind sich jetzt schon einig: Es stellt sich nicht die Frage, ob die Afrikanische Schweinepest kommt, sondern wann. Doch unabhängig davon wird die Afrikanische Schweinepest das Jagdwesen und mit ihr sich das Revierpachtsystem alter Prägung massiv verändern.
Die verzweifelten Rufe der Jägerschaft nach finanzieller Unterstützung bei der Bekämpfung der Überpopulation des Schwarzwildes und die Unfähigkeit, die anfallenden Strecken zu vermarkten, ist zweifelsfrei eine absolute Bankrotterklärung der Jägerschaft auf ganzer Linie. Zu dieser Erkenntnis kam unlängst auch der anerkannte Wildbiologe Professor Hans-Dieter Pfannenstiel.
Wie man auch ohne finanzielle Unterstützung und vor allem durch eine professionelle Jagdorganisation der Überhege des Schwarzwildes zu Leibe rückt, zeigt der Bericht über die alljährliche Drückjagd im Forstamt Friedrichsmoor, ein Forstbetrieb des Eigenbetriebs des Landes Mecklenburg-Vorpommern.
Auf 4.100 ha wurden mit 222 Jägern, 110 Treibern und 100 Hunden 189 Sauen erlegt. Das entspricht einer Erlegung von etwa 5 Sauen/100 ha. Mit dieser Quote bekommt man die von den Jägern über viele Jahre verursachte Schwarzwildüberpopulation in den Griff.
Doch das Ergebnis aus Friedrichsmoor bringt eine weitere Erkenntnis, die die Jäger nicht gerne hören werden:
Die Flächen der staatlichen Landesforstbetriebe machen in der Regel gerade einmal 5-10% der jagdbaren Flächen aus. Nur dort lassen sich solche revierübergreifenden Drückjagden organisieren, die den Erfolg bringen. Alle anderen Jagdreviere in Deutschland sind kleine, völlig zerstückelte Genossenschaftsjagden, teilweise gepachtet von mehreren Pächtern, die sich oft in der eigenen Jagd nicht einig sind.
Hinzu kommt, dass in vielen genossenschaftlichen Revieren die Sauen angekirrt werden. (in den staatlichen Revieren herrscht in der Regel Kirrverbot!) Die ausgebrachten Kirrmengen übersteigen oft das mehrfache des Körpergewichts der an der Kirrung erlegten Sauen. Während der Begeher im Revier A die Sauen ankirrt, machen die Sauen nur wenige 100 Meter davon entfernt im Nachbarrevier schaden, ohne dass er eingreifen kann. Verstärkt wird diese Situation durch eine über Jahre fortgesetzte Entwicklung, immer mehr Reviere in immer kleinere Klein- und Kleinstreviere zu zerschlagen. Diese Fehlentwicklung rächt sich nun bitter. Damit wird es immer schwieriger, revierübergreifende Bejagungen zu organisieren.
Eigenwillige, zu einer revierübergreifenden Kooperation unfähige engstirnige Revierpächter runden die verfahrene Situation ab.
Vergleicht man das Streckenergebnis vom Fortsamt Friedrichsmoor mit den Zuständen in den Genossenschaftjagden, kommt man zum dem Schluss: Von den über Jahre angestiegenen Maisanbauflächen abgesehen, ist die Überhege beim Schwarzwild zu 100 % von den Jägern hausgemacht und keine unvorhersehbare Naturkatastrophe!
Geht es beim Dauerstreitthema "Wald vor Wild", das seit Jahren zwischen Forstpartie und Jagdpächter geführt wird, lediglich um die Interessen der volkswirtschaftlich eher unbedeutenden Waldbesitzer, hat die Afrikanische Schweinepest eine völlig andere Dimension!
Alleine in Mecklenburg-Vorpommern schätzt man den Schaden, der durch den Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest droht, auf deutlich über 1 Milliarden Euro (1.000.000.000,00 Euro).
Wie sich unsere Schweinepreise deutschlandweit entwickeln, wenn ganze Schlachthöfe über Tage ohne Belieferung bleiben, traut sich wohl zur Zeit niemand auszumalen!
Erstaunlich bei diesen Horrorszenarien sind die weitestgehend verstummten Landesjagdverbände.
Die strategisch kluge Zurückhaltung, wie sie die Verbände beim Wolf angewandt haben, kann sich beim Thema "Maßnahmen zur zukünftigen Verhinderung explodierender Schwarzwildbestände" schnell als Bumerang erweisen.
Völlig im Gegensatz zur Populationsdynamik des Wolfes sind alleine die Jäger diejenigen, die die Jagd auf Schwarzwild ausüben dürfen. Sie alleine sind in der Pflicht, den drohenden Schaden an der Bevölkerung zu verhindern. Auch die immensen Schäden, die durch die Keulung ganzer Hausschweinbestände drohen, wird man den Jägern anlasten. Alleine mit Jagdpachtzahlungen argumentativ zu kontern, wird da wenig helfen.
Sollte es zum Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest kommen , so wird man danach Ursachenforschung betreiben und man wird sehr schnell feststellen, dass das heutige Revierpachtsystem den Herausforderungen der heutigen Zeit nicht mehr gewachsen ist. Auch Kritiker außerhalb der Jagd werden Konsequenzen bei der Bewirtschaftung der Wildbestände fordern und das bisherige Revierpachtsystem in Frage stellen. Schlimmer noch: Man wird den Nachweis führen, dass diese Klein- und Kleinstreviere in ihrer heutigen Form mit hoffnungslos überalterten und unfähigen Jagdpächtern eine Überpopulationen bei Schalenwild erst begünstigt haben und somit bei einem Festhalten am Revierpachtsystem in der heutigen Form die nächste Seuche schon vor der Tür steht.
Wie sich auch immer die Afrikanische Schweinepest in den nächsten Monaten entwickelt, eines steht aber jetzt schon fest: Ein "Weiter so" bei der Revierbewirtschaftung wird es nicht geben.
waidmannsheil
Euer
Stefan