Die österreichische Jagdpolitik steht vor einer Zeitenwende
In
unserem für seine Beschaulichkeit bekanntes Nachbarland Österreich
vollzieht sich in der Jagdpolitik, von der deutschen Öffentlichkeit
weitestgehend unbemerkt, ein erstaunlicher Wandel.
Gemeinsamkeiten
und Unterschiede der Jagd in Österreich und Deutschland
Zunächst
gilt es anzumerken, dass durch die historischen, nicht immer
ruhmvollen Gemeinsamkeiten, Österreich und Deutschland weitestgehend
ein identisches Jagdgesetz haben. Auch ist die föderale
Zuständigkeit der Jagd in beiden Ländern gleich.
Doch
in einem wesentlichen Punkt gibt es einen erheblichen Unterschied:
Die Jagd ist in Österreich in einem viel größeren Rahmen
Bestandteil der Gesellschaft. Und während sich in Deutschland immer
mehr Prominente aus Politik und Gesellschaft aus der Jagd
zurückziehen, ist die Jagd in Österreich immer noch für die
gehobenen Kreise ein wichtiger Ort, an dem man seine Netzwerke
pflegen kann.
Auch
hat die Jagd in Österreich im Gastgewerbe einen festen Platz. Nicht
nur Berufs- und Aufsichtsjäger, sondern auch Beherbergungsbetriebe
leben gut von der kommerziellen Jagdnutzung in Österreich, die es in
der Form in Deutschland nicht gibt.
Da
bleibt es nicht aus, dass diese wirtschaftliche Nutzung der Jagd
durch Jagdveranstaltungen Blüten treibt, wie sie dem Ansehen der
Jagd eher nicht dienlich sind. Einige Grundbesitzer in verschiedenen
Bundesländern in Österreich betreiben die Gatterjagd auf Hochwild
und die Niederwildjagd auf Zuchtfasane, um so die Einnahmen ihrer
Wälder und Güter zu erhöhen. Dies wäre weiter nicht schlimm,
hätten sich nicht die Tierschützer, allen voran der promovierte
Naturwissenschaftler Dr. Dr. Martin Balluch auf diese zweifelhafte
Form der Jagd eingeschossen. Sie fordern medienwirksam das Ende
dieser Jagdformen durch gesetzliche Verbote, was bereits zu
Gesetzesänderungen in einzelnen Bundesländern geführt hat.
Die
Causa „Dieter Nagl“
Interessant
an dieser seit einigen Jahren erbittert geführten Auseinandersetzung
zwischen Tierschützern einerseits und Jägern und Jagdverbänden
anderseits ist das sehr unterschiedliche Verhalten der
österreichischen Jagdverbände.
Als
erstes ergriff der niederösterreichische Jagdverband die Initiative
und schickte ihren Referenten für Öffentlichkeitsarbeit, einen
gewissen Herrn Dieter Nagl, in den Kampf.
Herr
Nagl ist nicht nur ein Waffennarr, sondern auch ein passionierter
Großwildjäger, der in sozialen Medien damit prahlt, in Afrika Affen
gleich dutzendweise aus den Bäumen zu schießen. Er gibt an, im
Hauptberuf Fotograf zu sein.
Warum
sich der niederösterreichische Jagdverband entschieden hat,
ausgerechnet die hochsensible Materie der Öffentlichkeitsarbeit in
die Hände dieses empathielosen Mannes zu legen, wird wohl immer ein Rätsel
bleiben. Scheinbar wollte man sich die Finger nicht schmutzig machen
und man brauchte gegen die immer aggressiver agierenden Jagdgegner
unter der Führung von Dr. Dr. Balluch einen Mann fürs Grobe, so
einen echten „Hau drauf“. Anders lässt sich diese personelle
Fehlbesetzung einfach nicht erklären. Dass solche Schüsse,
historisch bewiesen, fast immer nach hinten los gehen, wollte der
Verband in seiner Perspektivenlosigkeit wohl nicht sehen.
Auch
die bereits in den sozialen Medien erworbenen Kenntnisse des Herrn
Nagl werden den Ausschlag gegeben haben. Er ist Administrator einer
jagdlichen Facebookgruppe mit dem Namen „Jagd- Gruppe der
waidgerechten Jäger“ mit momentan über 15.000 Mitgliedern.
Hier
führt er ein strenges Regiment. Es gilt der Grundsatz: „Wer nicht
mein Freund ist, der ist mein Feind“ und wer sich über seinen
rüden Umgangston beschwert, ob gegen Jagdgegner oder Jäger, der wird ohne Vorwarnung aus der Gruppe entfernt.
Mit
dem gemeinsamen Feindbild der Jäger, den Jagdgegnern, hat er die
wenig homogene Gruppe der Jäger geschickt geeint. Seine Beträge
dort zum Thema Jagdgegner sind an Niveaulosigkeit und Primitivität
kaum zu überbieten. Retorisch wenig begabte Jäger scheinen daran großen Gefallen zu finden.
Herr
Dr. Dr. Martin Balluch
Was
weder der niederösterreichische Jagdverband noch Herr Nagl
erkannten, war die Qualität ihres Feindes. Der Vorsitzende der
Tierrechtsorganisation Verein gegen Tierfabriken (VgT) Herr Dr. Dr.
Martin Balluch ist ein anderes Kaliber. Der zweifach promovierte
Wissenschaftler (Physik, Philosophie) hat schon einige Erfahrungen im
Rebellentum gegen die Obrigkeit. Solche Leute sehen in einem
empatielosen Pöbler wie Herr Dieter Nagl eher ein dankbares
Opfer, das man medienwirksam vorführt und schlachtet, als einen
echten Gegner.
Und
so kam, was kommen musste:
Die
beiden Herren Nagl und Dr. Dr. Balluch trafen sich wegen einer
Schadensersatzklage, angestrengt durch Hern Dr. Dr. Balluch vor
Gericht wieder. Zwar einigte man sich wenige Stunden vor dem
Gerichtstermin auf einen Vergleich, aber für Herrn Dr. Dr. Martin
Balluch war es ein Erfolg auf ganzer Linie. Durch die Übernahme
aller Gerichts- und Anwaltskosten durch Herr Nagl und einer pauschal
zugestandenen nicht unerheblichen Schadensumme kommt der Vergleich
einem gewonnenen Prozess gleich.
Die
Jagdverbände handeln nach dem „Drei-Affen-Prinzip“
Seit
Monaten schon verfolgt das JagdBlog die Medien in der Causa „Dieter
Nagl“. Auch füttern wir ständig die Suchmaschinen mit den
Begriffen, die auf Artikel der Jägerschaften hinweisen könnten, in denen die
Jagdverbände zum Thema „Gatterjagd“ und „Jagd auf
Zuchtfasane“ Stellung nehmen. Doch die Jagdverbände hüllen sich
in kollektives Schweigen. Man überlässt die Themen vollständig den
Jagdgegnern und ihren Internetportalen. Auch zur Causa „Dieter Nagl“
spielt man „toter Mann“.
Scheinbar
hat der niederösterreichische Jagdverband die „Drei Affen“ zum
Grundprinzip der Berichterstattung über ihren Funktionär Dieter
Nagl gewählt.
Wir
nahmen das Schweigen der Verbände um Anlass, eine eigene Anfrage bei
der Zentralstelle österreichischer Landesjagdverbände zu stellen.
Auch hier wird der Kopf in den Sand gesteckt und man versucht die
Causa „Dieter Nagl“ auszusitzen. Die Email wurde bis heute nicht
beantwortet. Gute Pressearbeit sieht anders aus.
Hier
unsere Emailanfrage:
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26. Apr. (vor 10 Tagen)
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JagdBlog - das etwas andere Jagdtagebuch
www.jagdblog.blogspot.com
Presseanfrage bezüglich des Prozesses des Herrn Dieter Nagl in seiner Funktion als Funktionär des niederösterreichischen Jagdverbandes und Herrn Dr. Martin Balluch in seiner Funktion als Vorsitzender des Vereins gegen Tierfabriken“ (VGT)
Sehr geehrter Herr Dr. Lebersorger,
sehr geehrte Damen und Herren,
seit Monaten kursieren in den sozialen Medien Informationen über den Prozess des Herr Dr. Marin Balluch gegen Herrn Dieter Nagl. In der Sache geht es um eine Beleidigungsklage des Herrn Dr. Balluch gegen Herrn Nagl als Funktionär des Landesjagdverbandes. Den sozialen Medien kann man entnehmen, dass sich die streitenden Parteien außergerichtlich geeinigt haben und Herr Nagl eine Entschädigungssumme an den Verein zahlt, dem Herr Dr. Balluch vorsteht und ein weitere Summe an Herrn Dr. Balluch selbst. Zudem übernimmt Herr Nagl sämtliche Anwalts- und Gerichtskosten beider streitenden Parteien.
Seitens der österreichischen Jagdverbände gibt es bis heute keine Stellungnahme zum Prozess. Weder über den Verlauf des Prozesses noch über dessen Ausgang finde sich seitens Ihres Verbandes Informationen im Internet.
Zum Prozess und dessen Ausgang habe ich als Betreiber des Jagdlogs „Jagdglog-das etwas andere Jagdtagebuch“ einige Fragen an Ihren Verband, da ich dem Prozess einen ausführlichen Artikel widmen möchte:
- Hat der niederösterreichische Landesjagdverband oder der Zentralverband Herrn Dieter Nagl bei der Prozessführung anwaltlich vertreten oder rechtlich beraten?
- Hat einer der Verbände Herrn Dieter Nagl wirtschaftlich bei der Prozessführung unterstützt?
- Ist Herr Dieter Nagl weiterhin Funktionär des niederösterreichischen Landesjagdverbands und wenn nicht seit wann nicht mehr?
- Ist Herr Dieter Nagl überhaupt noch Mitglied eines Jagdverbandes?
- Zieht der Prozessausgang ein verbandsinternes Disziplinarverfahren gegen Herrn Dieter Nagl nach sich?
- Werden Sie als Verband zum prozessualen Ausgang des Streits der beiden Herren Stellung nehmen?
- Wurde der von Herrn Dieter Nagl in den öffentlichen Medien eingetriebenen Spendenaufruf von Ihnen unterstützt und wurde die korrekte Verwendung dieser Spenden von Ihrem Verband kontrolliert?
- Fand dieser Spendenaufruf Ihre Billigung?
- Warum wurde dieser Spendenaufruf nicht von Ihnen medienwirksam unterstützt?
- Ist dieser Spendenaufruf aus Ihrer Sicht vereinsrechtlich und vor allem steuerrechtlich vertretbar?
- Erhalten die Unterstützer des Herrn Dieter Nagl für Ihre Spenden nun eine Quittung von Ihrem Verband, damit die Spende steuerlich geltend gemacht werden kann?
Wir würden uns freuen, wenn Sie mir diese Fragen beantworten würden, da bei meinem Artikel über diesen Fall die Position Ihres verbandes darstellen möchte. Zudem besteht in der Öffentlichkeit und hier insbesondere in den sozialen Medien erheblicher Informationsbedarf zur Causa Nagl.
Mit freundlichen Grüßen und einem Waidmannsheil aus Brandenburg
Stefan Fügner
JagdBlog - das etwas andere Jagdtagebuch
www.jagdblog.blogspot.com
Die
Salzburger Jägerschaft geht andere Wege
Doch
es gibt unter den österreichischen Jagdverbänden scheinbar einige,
die dem unprofessionellen Treiben nicht weiter tatenlos zusehen wollen.
Für
viele eher überraschend, wählte letzte Woche die Salzburger
Jägerschaft einen neuen Landesjägermeister. Es ist der für
Jagdfunktionäre noch sehr junge Maximilian Mayr-Melnhof (47), ein
Spross der salzburger Mayr-Melnhof Dynastie. Er ist auch der einzige
prominente Jäger, der bereits in den letzten Monaten klar zur Jagd
und zur Gatterjagd Stellung bezog und mit seinen Interviews nicht nur
sich, sondern auch die Jägerschaft gegen die Angriffe der
Jagdgegner vertrat.
Maximilian
Mayr-Melnhof ist (Jagd)unternehmer durch und durch und für seine
Familie und ihn steht bei der Jagd viel auf dem Spiel. Die Familie
Mayr-Melnhof kann und will scheinbar der Tatenlosigkeit der Verbände
in der Jagdpolitik nicht weiter zusehen und die Öffentlichkeitsarbeit
der Jagd professionalisieren.
Die
erste Amtshandlung nach der Wahl zum Landesjägermeister des
Maximilian Meyr-Melnhof ist die öffentliche Ausschreibung eines Pressesprechers für die Salzburger Jägerschaft. Es kann davon
ausgegangen werden, dass Maximilian Mayr-Melnhof ein ganz besonderes
Augenmerk auf die Besetzung dieser Position legen wird.
Hier
einige Zitate des neuen Landesjägermeisters Maxilmilian
Mayr-Melnhof, die einen hoffnungsvoll stimmen:
„Wir
wollen eine Person anstellen, die sich darum kümmert“
„Wir
wollen uns erklären und zeigen, was wir tun und können, und uns
nicht nur rechtfertigen“
„Wir
wollen die Waldpädagogik in Richtung Jagdpädagogik ummünzen“
„Wir
müssen wissen, wie wir uns besser verkaufen“
Die
Wahl des jungen Maxmilian Mayr-Melnhof zum Landesjägermeister kann
durchaus als Zeitenwende in der österreichischen Jagdpolitik gesehen
werden.
Waidmannheil
Euer
Stefan