Der neue Nationalpark Scharzwald:
Noch kein Jahr alt und schon wird er zum Opfer eines Shitstorms durch die Jägerschaft
Seit dem 1.Januar 2014 gibt es den Nationalpark Schwarzwald mit einer Fläche von 10.062 ha. Seither spricht man, wenn es um die Jagd dort geht, vom Wildtiermanagement. Ein Begriff, der vielen etablierten Jägern die Zornesröte ins Gesicht treibt, sehen doch viele Jäger durch dieses Wildmanagement die traditionelle Jagd in ihren Grundmauern nicht nur erschüttert, sondern gänzlich abgeschafft.
Wo findet Wild- und Wildtiermanagement Anwendung?
Zunächst muss man wissen, das in einer konservativen Gesellschaft wie die der Jäger alles Neue nicht nur kritisch beäugt wird, sondern per se als unnötig abgelehnt wird. Neuerungen einerseits und die Erhaltung von Traditionen andererseits stehen sich aus Sicht der Jäger unvereinbar gegenüber. Dies ist bei der Einführung eines modernen Wildmanagements nicht anders. Schon jetzt, bevor die ersten Wildmanagementprojekte überhaupt ihre Arbeit aufgenommen haben und erste Erkenntnisse vorliegen, wird aus der Jägerschaft dagegen gewettert, dass man glauben könnte, die Jagd wird abgeschafft.
Das Wild- und Wildtiermangement findet im Gegensatz zur traditionellen Hobbyjagd auf einer Fläche statt, die um ein vielfaches größer ist, als der Jagdbogen eines gemeinschaftlichen Jagdbezirks. Ab mehrere 1.000 ha zusammenhängender bejagbarer Fläche lohnt sich ein modernes Wildmanagement überhaupt erst. Dies sind Flächengrößen, die die meisten Jäger in Deutschland, wenn überhaupt, nur von der Auslandsjagd kennen. Für eine Nationalparkverwaltung wie im Schwarzwald hingegen ist die Einrichtung eines Wildmanagements auf der eigenen Fläche die einmalige Möglichkeit, erste Schritte hin zu einem modernen Wildmanagement zu unternehmen und Erkenntnisse zu erlangen, wie eine moderne Jagd unter den Aspekten des Tier- und Natuschutzes aussehen könnte.
Das Schlagwort heißt Effizienz
Hobbyjäger, das sagt schon der Name, üben die Jagd in der Regel im Nebenberuf aus. Hier achtet man weder auf Effizienz noch auf die Kosten bei der Ausübung der Jagd, hier steht immer nur die jagdliche Tradition im Vordergrund.
Nun bekommt ein Wildtiermanager, der im Auftrag des Grundstückseigentümer arbeitet, zu Beginn des Jagdjahres klare Vorgaben. Dies ist nicht nur ein streng kontrollierter Abschussplan. Der Dienstherr hat strenge Auflagen an den Tier- und Naturschutz, die zu befolgen sind. Es ist nicht die Waidgerechtigkeit, die hier das Maß aller Dinge ist, sondern es sind die Gesetze.
Und wenn dann ein solcher Wildtiermanager mehrere hundert Stück Schalenwild zu erlegen hat, bzw. deren Erlegung zu kontrollierten hat, muss er sich ganz schnell Gedanken machen, wie er das in einem Jagdjahr hin bekommt, um sich nicht am Ende das Jagdjahres mit Nichterfüllung der Planzahlen zu blamieren.
Bei einer großflächigen Bewirtschaftung in sehr guten Biotopen wie einem Nationalpark kommen dann schnell 130-170 Stück Schalenwild/1000 ha zusammen und bei dieser Bejagung fallen dann auch noch 2,5 - 3 Tonnen Wildfleisch/1000 ha an, die es zu vermarkten gilt.
Bedenkt man weiter, dass der Dienstherr in der Regel einem Wildtiermanager zur Betreuung 3.000 - 4.000 ha bejagbare Fläche zuweist, weiß man in etwa, was da auf einen Wildtiermanager so an Arbeit zukommt. Mit Hobbyjagd hat das Ganze dann nur noch herzlich wenig zu tun.
Spätestens jetzt ist Effizienz gefragt. Die Jagd, die fast ausschließlich durch Jagdgäste ausgeübt wird, muss gut organisiert werden. Ohne strikte Einhaltung der Intervalljagd ist das Pensum nicht zu bewältigen. Lassen sich die Trophäenträger noch gut durch zahlungskräftige Jagdgäste erlegen, muss der jährliche Abschuss des weiblichen Schalenwildes gut organisiert werden. Um diese Abschüsse möglichst effizient und vor allem ohne große Beunruhigungen durchzuführen, wurde durch die Nationalparkverwaltung eine Anweisung an die Jagdgäste herausgegeben, in der ihnen erklärt wird, wie man die Routine erlangt, um möglichst häufig eine Doublette (Abschuss von Alttier und Kalb) erzielt. Sogar das Üben auf dem Schießstand wurde angeraten.
Die Anweisung "Die Synchrondoublette auf Kahlwild im Nationalpark Schwarzwild" löst Shitstorm im Internet aus
Scheinbar hatte beim Versenden dieser Anweisung niemand in der Nationalparkverwaltung bedacht, dass solch eine Art der Erlegung von mehreren Stück Kahlwild einerseits zwar hocheffizient ist und auch den Jagddruck deutlich senkt, andererseits aber hatte man wohl vergessen, dass die etablierten Jägerschaft krankhaft hysterisch auf jede Art der Effizienzsteigerung bei der Jagd reagiert. Effizienz und die traditionelle Jagd sind aus Sicht der Hobbyjagd absolut unvereinbar.
Nach dem Einstellen der Anweisung "Die Synchrondoublette auf Kahlwild im Nationalpark Schwarzwild" wurde im Internet ein Shitstorm gegen die Verwaltung des Nationalparks Schwarzwald losgetreten, die jeder Beschreibung spottet. Federführend sind die Vertreter der Initiative
Für Jagd in Deutschland", die sich bereits den unrühmlichen Ruf als
"Pöbler der Jägerschaft" erworben haben. Eine große Schar an Jägern überbot sich mit übelsten Beschimpfungen (Ökofaschisten). Einige Jäger orakelten sogar, es handele sich hier um den ersten Schritt zur Ausrottung des Rotwildes im Schwarzwald.
Die Beschimpfungen gegen die Nationalparkverwaltung zeigen, wie wenig Kenntnisse über effiziente Bejagungsmethoden durch Wildtiermanagement bei den etablierte Jägern vorherrschen.
Folgt man den Beiträgen auf den Facebookseiten, erkennt man schnell, dass es den pöbelnden Jäger an jeglichem Sachverstand einer effizienten Jagd fehlt. Das Einzige, was sie eint, ist der Hass auf all die Jäger, die die Doublette als Instrument einer effizenten Bejagung beführworten. Der Tierschutzgedanke und die Vorteile für den gesamten Nationalpark durch weniger Jagddruck will man nicht sehen bzw. wird vollständig bei der Diskussion ausgeblendet.
Das hysterische Gekreische in den Kommentaren auf den Facebookseiten, anders kann man den Shitstorm gegen die Nationalparkverwaltung nicht bezeichnen, verdeutlicht erneut die Rückständigkeit vieler Jäger aus dem Lager der etablierten Jägerschaft. Es ist an der Zeit, dass die Jagdverbände ihre Mitglieder darüber aufzuklären, dass man nur mit einer effizienteren Jagd die Auflagen an Tier- und Naturschutz erst erfüllen kann und trotz alledem kein Jäger aus seine traditionelle Jagd verzichten muss. Der Shitstorm gegen die Nationalparkverwaltung ist das größte Armutszeugnis, das die Jägerschaft sich bisher im Internet ausgestellt hat.
Es zeigt aber auch, welch langer Weg vor uns liegt, bis wir in Deutschland von einer zukunftsfähigen Jagd sprechen können.
waidmannsheil
Euer
stefan