10.1.12

Drückjagd im Sumpf

Drückjagden haben ihren besonderen Reiz. Wenn zudem die Drückjagd in kaum zugänglichem Gelände statt findet, wird die Jagd auch im Winter zu einer schweißtreibenden Angelegenheit.
Von einer Drückjagd auf Sauen in einem Sumpfgebiet in Brandenburg berichtet Sebastian Holtmann.



Der Autor beim Ansitz in Liepe















Drückjagd im Sumpf
von Sebastian Holtmann

Am vorletzten Wochenende, 7. Januar war bei uns im Revier die zweite Drückjagd. Ich sollte mit durchgehen. Eigentlich hätte ich lieber angesessen. Aber mein Hund Henry war nach einer heftigen Keiler-Kollision im Grunewald (lacht nicht - das war kein Spass - mitten im Hundeauslaufgebiet hatte der Hund eine kurze aber heftigere Keilerei mit einem Klavier (120kg+)) Hund war endlich wieder fit, daher wollte ich dann auch gerne mit Ihm durchgehen. Hatte mich seit Tagen auf die Drückjagd gefreut und wie zu Jungjägerzeiten, hatte ich in der Nacht vor der Jagd schlecht geschlafen und stündlich auf die Uhr geguckt, wann es endlich losgeht.
Morgens war dann echtes Sauwetter. Nieselregen mit starkem Regen im Wechsel. Dazu kräftiger, stürmischer Wind. Nach der Ansprache und nachdem die Schützen abgerückt waren, fing ich dann an, mich fertig zu machen. Dabei überlegte ich, ob ich diese etwas albernen Loden-Gamschen anziehen sollte. Finde die ganz hübsch, aber zum Durchgehen ?! Wird einem ja auch schnell mal zu warm !? Auf´m Ansitz und bei viel Schnee sind die ja ganz ok, gut der Regen ... Nun wollte ich eh den Rucksack mitnehmen, bin so ein Gedönstyp, kann mich von dem Kram nicht trennen. Etwas zu trinken, ein erste Hilfe-Paket, noch eine Wachsjacke, für den Fall das es richtig anfängt zu regnen ... da dachte ich -ok- zieh die Dinger an, wenn sie nerven, kannst du sie immer noch ausziehen und in den Rucksack packen.
Nach der Hälfte des Treibens kamen wir ans Luch. Hatten schon gut Anblick gehabt, vor allem Rehwild aber auch eine Rotte, Leitbache, Bei-bache und 3 Frischlinge gingen schräg vor uns durch. Es waren ca. 20 Schuss gefallen. Wir haben dann eine kleine Pause gemacht - war eh auch Aufbrechpause ... und wir wollten dann, mit einem kleinen Schlenker den selben Weg wieder zurück gehen. (Im Luch waren Spezialisten am Werk). Nur mein Hund Henry (GM) der hat den Plan nicht so richtig verstanden und ist einfach ab ins Luch. Und er kam auch erst mal nicht wieder.
Nach ungefähr 10 Minuten, wir hatten alle gemeinsam gewartet, wir hatten auch noch 3 anderen Hunde dabei, etwas quirlige DK, die waren auch mal kurz im Sumpf verschwunden, inzwischen aber alle zurück, kam von recht weit weg, aber deutlich hörbar, ich war mir ziehmlich sicher, von meinem Hund > Standlaut.
Die Spezialtruppe, also die Treiber und Hunde welche im Luch waren, konnte ich vereinzelt, schemenhaft weit weg aber in einer ganz anderen Ecke sehen. Die gingen aber in eine ganz andere Richtung. Schienen sich für meinen Hund, bzw. für den Standlaut auch gar nicht zu interessieren oder vielleicht hörten die das auch nicht. Oder die hatten andere Dinge zu tun !? Hmm.

Vor uns lag ein 2 Meter breiter Graben, dahinter im Luch mehr Wasser als Boden, zwischendurch ein paar Grasinseln und vereinzelt ein paar Bäume. Es kam kontinuierlich Standlaut. Man kann in dem Luch schon bis zur Hüfte wegsacken. Da muss man schon aufpassen. Irgendwie bin ich über den Graben rüber, von Grasbüschel zu Baumstamm. Die ersten 10 Meter waren am schwierigsten, dann ging es immer besser und dann war ich auf einer Art Damm. Da war auf einmal alles voller Fährten. Zwischendurch bin ich immer mal wieder knietief weggesackt, es ging aber voran. Nach ca. 5 min komme ich dann langsam an den Bail. Das hatte ich bis dahin noch nicht so oft erlebt.
Mein Hund hatte einen Überläufer gestellt. Die Sau stecke unter einem eingewachsenen, leicht schräg liegenden Baum, umgeben von Wasser, teilweise gut sichtbar. Der Hund kam nur schlecht näher dran, versuchte zu packen, kam aber in dem Wasser auch nicht weiter. Die Sau hat mich kaum mitbekommen. Das war ganz gut, die hatte nur den Hund im Kopf, machte auch ab und an immer kleine Ausfälle oder versuchte den Hund anzunehmen. Da konnte ich ganz gut schiessen. Spitz von vorn, auf ca. 6 m. Hatte ein Docter Sight drauf. Schiesse 30-06. Bin sauber abgekommen. Überläuferkeiler mit ca. 50 kg. Beim Bergen mußten wir dann auch wieder mehrfach länger ins Wasser. Die Hemmschwelle war nur inzwischen völlig weg. Man wußte auch halbwegs wo man wie noch Boden unter den Füssen hatte.
Puh - ich war fix und fertig. Kurze Pause -Sammeln -Durchatmen -Etwas trinken, da wollten wir langsam weiter bzw. raus aus dem Luch. Henry war wohl auf aber moorschwarz. Eigentlich ist der Hund für einen GM recht hell. Die Signalfarben der Stichschutzweste schimmerten nur noch ansatzweise durch. Egal ... nach 100 Meter, wir sind jetzt vier Durchgeher mit fünf Hunden, da macht mein Hund einen Bogen zurück !? Wieso will der jetzt zurück zu der Sau !? was soll das !? versuche Ihn abzurufen, keine Chance. Mein Hund zieht in einem weiten Bogen nach links hinten weg. Nach ein paar Minuten > Standlaut und das ganze Programm noch mal von vorn, nur etwas anders.
Diesmal durch undurchdringliches Dickicht, überall Wasser und Wasser. Ich komme langsam heran, höre mehrere Hunde Laut geben, höre dann auch eine Sau blasen, kann aber nichts sehen, habe da ordentlich Muffensausen, vor mir eine Wand aus Brombeer, Holunder, Dornengestrüpp und Schliff ... wenn da jetzt eine Sau heraus kommt, dann muss man echt schnell sein. Die Hunde geben dann weniger Laut, es wechselt eher zu einem knurren und die Sau klagt ... nach wie vor nix zu sehen, aber weit kann es nicht sein ... dann bin ich im Bogen aussen herum, versuche von der anderen Seite heran zu kommen, von dort kommt dann auch ein anderer Hundeführer zur Hilfe und auf einmal waren wir dann dran, Frischling, keine 30 kg, zwei Hunde halten den Frischling, den hat der andere Hundeführer dann abgefangen. Der Frischling hatte einen Gebrächschuss ! War natürlich super, das wir den bekommen haben. Mein Hund hat super gearbeitet. Ich war, bin immer noch etwas stolz und zufrieden. Aber noch mal zurück zum Anfang meiner Geschichte: die Lodengamaschen !
An der zweiten Sau bin ich auch noch mal mehrfach tief, knietief im Wasser gewesen! Ich hatte eine ordentlich gewachste Baumwollhose an, mehr oder weniger selbst gestrickt, kräftiger Stoff mit verstärkten Knien, mit dem Wachs von Barbour imprägniert (eingebügelt !), Schuhe von Hanwag - Trapper Top GTX - die sind etwas höher, und jetzt kommts, warum ich überhaupt angefangen hatte, das alles aufzuschreiben - gebe ja zu: lange Rede kurzer Sinn:
Die Loden-Gamaschen von Hubertus (Schleichwerbung ok - ich war schon vor dieser Jagd ein Fan, bin weder verwandt noch verschwägert !) die Gamaschen waren von der Innenseite- haltet Euch fest >>> trocken !!! Kein Scheiss !!! Meine Schuhe innen und die Hose dadrunter sowie die Socken > alles trocken ! Das finde ich schon erstaunlich ! Ich war dann doch recht froh, das ich die Dinger angezogen hatte !!!

War eine tolle Jagd. Horrido- Sebastian


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