5.6.07

Die Sauhatz

Erstaunlich häufig wird als Suchwort bei Google "Jagdgedicht" eingegeben.

Scheinbar suchen viele Jäger im Internet nach Jagdgedichten, die anlässlich von Treibjagden oder anderen jagdlichen Feierlichkeiten vorzutragen lohnen. Das Angebot passender Jagdgedichte ist im Internet noch recht spärlich, weshalb ich in unregelmäßigen Zeitabschnitten mir bekannte oder auch zugetragene Gedichte hier veröffentliche. Wer also ein Gedicht kennt, das die Veröffentlichung lohnt, möge es mir bitte mit dem Namen des Verfassers zusenden.


Auch sollte jeder, der zur Treib- oder Drückjagd eingeladen wird, ein solches Gedicht zur Hand haben, schließlich erfreut es eine Jagdgesellschaft, wenn der Jagdkönig zu Ehren seiner Ernennung ein jagdliches Gedicht vorträgt. Auch Jungjäger, die anlässlich einer jagdlichen Feier zum Jäger geschlagen werden, sollten ein Gedicht zur Hand haben, um durch den Vortrag eines Jagdgedichtes diesem Ehrentag einen würdevollen Rahmen zu geben.


Nachfolgendes Gedicht, das man trefflich anlässlich einer Drückjagd vortragen kann, zu Beginn meiner losen Folge von Jagdgedichten.

Doch aufgepasst, es bedarf Übung, bis der Vortrag sitzt:

Die Sauhatz von Joseph von Lauff


Im Namen Huberti, frisch, fröhlich und froh,
Ich bringe euch allen ein Horrido,
im Namen des Mannes, der, wie ihr ja wisst,
ein Bischof gewesen und gläubiger Christ,
der aber auf Pirsche, auf Suche und Balz,
sich besser verstand als der Herr von Kurpfalz

und praeter propter vor elfhundert Jahr

ein gewaltiger Nimrod und Jäger war.


Das merkt euch besonders beim heutigen Jagen,

ihr müsst euch als Söhne Huberti betragen,

als Heger und Pfleger, als brave Gesellen,

die allerorts im Walde, auf Weg und Gestellen,

auf Halden und Wiesen, in Blösse und Strauch.

Kurzum, ihr müsst in des Herzens Falten

Die Satzung Huberti in Ehren halten.

Damit euch kein Waidmann, der ernsthaft so heißt,

als Sonntagsjäger und Schießer verschleißt.
Auf Anstand bleibt ruhig und sesshaft am Platze,

vergrämt nicht das Wild durch heillos Geschwatze,

spaziert mit der Waffe nicht schlendernd daher,
als ob so ein Drilling ein Regenschirm wär.

Und rauscht es verdächtig im Wald und im Hain,

dann pulvert nicht blindlings ins Blaue hinein.

Bedachtsam und achtsam, die Lichter stets kregel,

bleibt immer und ewig die fürnehmste Regel.

Doch habt ihr den Zielpunkt und winkt euch Gewinn

In Gottes Namen, lasst fahren dahin.

Und dann, meine Herren, nehmt euch sauber in acht,

damit ihr nicht Fehler und Schnitzer macht.

Die Waidmannssprache nicht quält und verschandelt,

die ehrlichen Sauen mit Anstand behandelt.

Drum sei euch allen, nach Rangwert und Stufen,

noch mal hinter die Lauscher und Löffel gerufen.
Das Weibsbild heißt Bache und Keiler der Mann,

und steigt er die Treppe des Alters hinan,

dann wird so ein Schwarzrock, wie allbekannt,

auch hauendes, gutes und Hauptschwein genannt.

Der Vorkopf heißt Wurf und der Rüssel Gebreche,
d
er Hauzahn Gewehr, und wenn ich noch spreche

vom hinteren Spielwerk, so purzelnd und klein,

so nennt man das Pürzel, auch Federlein.

So aber zwei Sauen in Liebe sich finden,

kurz, wenn sie erfüllen die heiligsten Pflicht,

dann sagt man: sie rauschen, doch rammeln sie nicht.

Und naht sich die Zeit, wo in traulichen Banden

Gewisse Hoffnung und Erwartung vorhanden,

ja dann, meine Herrn, und mal ehrlich gesprochen,
die Bache, sie kommt nicht in Wehen und Wochen,

vielmehr und hingegen – und das bleibt der Kern,
i
n diesem Fall, sie frischt, meine Herrn.


Sapienti sat – doch da fällt mir noch ein:

Will einer ein herzhafter Jägersmann sein,

und steht auf dem Anstand und zwickt es und zwackt es

und kommt da so`n Kneifen, so`n heillos vertracktes,

in Gottes Namen, der gebe dem West,
was sich nicht bannen und halten lässt.

Der Waldesodem verteilt und verweht es,
im Waldesrauschen zerfliesst und vergeht es,
es schadet dem Wild nicht und nicht dem Revier,

doch nutzt es dem Ganzen und macht auch Plaisier.

Und genug damit. – euch werde zuteil

Ein fröhliches Jagen und Waidmannsheil,

auch ehrt meine Worte und lasst euch nicht reuen,

was laut ich verkündet in Ehren und Treuen;
und bleibt mir gewogen mit Kegel und Kind…

In Sancto Hubert – die Sauhatz beginnt.

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